„Herkunftszensur beenden!“ – Informationsoffensive zur Kennzeichnungspflicht in Gastronomie und Großhandel

Politik soll ihr Koalitionsversprechen einlösen

Die Ampel-Koalition will eine umfassende Herkunftskennzeichnung für Fleisch einführen. Dazu muss die Herkunftsangabe unbedingt auch auf Speisekarten in Restaurants und Kantinen. Vielen ist nicht klar: Die Gastronomie ist ein gewaltiger Hebel, um das Tierwohl in die Breite zu tragen. Die deutsche Geflügelwirtschaft startet eine aufmerksamkeitsstarke Informationsoffensive, um für eine Herkunftskennzeichnung von Fleisch in der Gastronomie und eine entsprechende gesetzliche Regelung zu werben. Die Aufforderung „Herkunftszensur beenden!“ kommt zur rechten Zeit, denn die neue Regierung will das Vorhaben auf die lange Bank schieben.

Wer im Supermarkt vor dem Frischfleischregal steht, muss nach Informationen über die Herkunft von Hähnchenbrust, Putenschnitzel und Co. nicht lange suchen. Er kann sich bei unbehandeltem frischem Fleisch aktiv dafür entscheiden, ein Produkt aus deutscher Herkunft mit ergänzenden Tierwohl-Logos der privatwirtschaftlichen „Initiative Tierwohl“ beziehungsweise der vier „Haltungsformstufen“ zu kaufen.

Wer sein Fleisch hingegen fertig angerichtet im Restaurant serviert bekommt, hat keine Wahl: Speisekarten enthalten in Deutschland in der Regel keine Informationen darüber, woher das Tier stammt und wie es gehalten wurde. Der Gast muss aktiv danach fragen – und hoffen, dass sein Gastronom es ihm beantworten kann und will.

Die Informationsoffensive „Herkunftszensur beenden!“ (ZDG) hat auch für ein großes Medienecho gesorgt. Welche Anliegen sich dahinter verbergen, hat Verbandspräsident Friedrich-Otto Ripke unter anderem dem Berliner „Tagesspiegel“ sowie „top agrar (Paywall)“ in ausführlichen Interviews dargelegt. Hier die die wichtigsten Aussagen Ripkes zusammengefasst.

 

 

Im Rahmen der Informationsoffensive „Herkunftszensur beenden!“ wurde ein erstes Riesenposter  am 1.2. in der Nähe des Berliner Regierungsviertels enthüllt.

Die Werbemotive nehmen Szenen aus der Gastronomie auf. Dabei sind die gereichten Speisen optisch unkenntlich gemacht, um die Informationslücke aus Verbrauchersicht zu verdeutlichen. Die Botschaft ist: „Mit Klarheit auf der Speisekarte mehr Transparenz für Verbraucher schaffen.“

 

Verbraucher wollen die verpflichtende Gastro-Kennzeichnung

Diese Transparenzlücke steht in krassem Gegensatz zum Zeitgeist, denn Tierwohl, Lebensmittelsicherheit und -qualität sowie Nachhaltigkeit stehen heute mehr denn je im Fokus von Politik, Wissenschaft und Gesellschaft. So verwundert es auch nicht, dass die deutliche Mehrheit von 78 Prozent der Verbraucher findet, die Angabe des Herkunftslands von Geflügelfleisch sollte auch auf Speisekarten in Restaurants und Kantinen Pflicht sein. Das ist der höchste Zustimmungswert, den der Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft e.V. (ZDG) bei seinen regelmäßigen Umfragen seit dem Jahr 2017 ermittelt hat.

Womöglich fiele die Zustimmung sogar noch größer aus, wenn mehr Menschen um die wahre Bedeutung des Gastro-Segments wüssten: Rund 60 Prozent des produzierten Geflügelfleischs werden von Restaurants, Caterern, Kantinen und Großverbrauchern abgenommen. Das bedeutet im Umkehrschluss: In der Gastronomie liegt enormes Potenzial, um flächendeckend mehr Tierwohl zu realisieren. Denn bei nicht gekennzeichnetem Fleisch handelt es sich in der Praxis immer häufiger um Ware aus dem Ausland mit nicht existenten oder sehr niedrigen Tierwohl-, Klimaschutz- und Qualitätsstandards. ZDG-Präsident Friedrich-Otto Ripke: „Wenn der Markt seinen Beitrag für mehr Tierwohl und mehr Klimaschutz in der Nutztierhaltung leisten soll, dann muss der Verbraucher die Herkunft erkennen und entsprechend wählen können.“

„Herkunftszensur beenden!“ – Informationsoffensive zur Kennzeichnungspflicht in Gastronomie und Großhandel

 

Engagiertes Umsetzen statt Warten auf Europa

ZDG-Präsident Ripke kritisiert das geplante Vorgehen von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir. Statt die Vorgaben des Koalitionsvertrags umzusetzen, der die Einführung einer „umfassenden Herkunftskennzeichnung“ vorsieht, stehe sein Ministerium mit dem Hinweis auf eine vermeintliche europäische Lösung erneut auf der Bremse: „Wenn wir darauf warten, dass der letzte in Europa auf den Zug aufspringt, ist der Geflügelfleischstandort Deutschland durch einen gnadenlosen Unterbietungswettbewerb am Ende.“ Das Beispiel Frankreich zeige, dass ein nationaler Vorstoß möglich sei. Die französische Regierung führt ab März 2022 eine Herkunftskennzeichnung für Fleisch für alle Restaurants, Betriebs- und Schulkantinen im Land ein. „Ein nationaler Weg, der Verbraucherwünsche und Existenzsicherung für heimische Tierhalter miteinander verbindet, ist also sehr wohl machbar“, so Ripke.

 

Privatwirtschaftliche und staatliche Initiativen zusammenführen

Will die neue Bundesregierung hier endlich einen eigenen Durchbruch schaffen, muss sie nicht bei Null anfangen, sondern kann auf den Erfahrungen der Privatwirtschaft mit der „Initiative Tierwohl“ aufbauen, deren Kennzeichnung erfolgreich im Lebensmittelhandel etabliert und der Bevölkerung seit Jahren vertraut ist – wenngleich ihre Ausweitung auf verarbeitete Fleischprodukte aktuell noch aussteht. „Es gilt nun, privatwirtschaftliche und staatliche Initiativen sinnvoll und effektiv zusammenzuführen“, sagt ZDG-Präsident Ripke.

Zuversichtlich stimmt ihn, dass sich seit längerem auch in der Gastronomie eine hohe Zustimmung für eine einheitliche, verpflichtende Herkunftskennzeichnung abzeichnet – weil auch Gastronomen und Hoteliers das wachsende Bedürfnis nach mehr Nachhaltigkeit zu spüren bekommen und sehen, dass es dafür auf eine starke heimische Produktion mit höchsten Qualitätsstandards ankommt

 

Klare Handlungsaufforderung an die Politik

Die Kampagne „Herkunftszensur beenden!“ kombiniert Außenwerbung, Online-Banner und Social Media mit Zeitungsanzeigen sowie Text- und Videobeiträgen auf den Kanälen der Geflügelwirtschaft. Die Werbemotive nehmen Szenen aus der Gastronomie auf. Dabei sind die gereichten Speisen optisch unkenntlich gemacht, um die Informationslücke aus Verbrauchersicht zu verdeutlichen. Die Botschaft ist: „Mit Klarheit auf der Speisekarte mehr Transparenz für Verbraucher schaffen.“ Ripke macht deutlich, dass damit die Politik aufgefordert ist zu handeln: „So vorbildlich viele Gastronomen bereits mit freiwilligen Herkunftskennzeichnungen agieren – am Ende muss der Gesetzgeber den verbindlichen Rahmen schaffen.“

 

Was denken Sie zu einer Herkunftskennzeichnung in der Gastronomie? 

Pünktlich zu unserer aufmerksamkeitsstarken Informationsoffensive mit der Aufforderung „Herkunftszensur beenden!“ haben wir Passanten nach Ihrer Meinung gefragt:“Fragen Sie nach der Herkunft des Fleisches wenn Sie essen gehen?“

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