„Wir möchten, dass sich etwas bewegt“

Die wichtigsten Anliegen des ZDG-Präsidenten Friedrich Otto Ripke zur Informationsoffensive "Herkunftszensur beenden!"

Namhafte Medien haben den ZDG-Präsidenten Friedrich-Otto Ripke zu den Hintergründen des Vorstoßes der Geflügelwirtschaft für eine verbindliche Herkunftskennzeichnung in der Gastronomie befragt. Die wichtigsten Infos und Aussagen im Überblick.

Die Informationsoffensive „Herkunftskennzeichnung beenden!“ des Zentralverbandes der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG) hat mit riesigen Plakaten in der Hauptstadt, Zeitungsanzeigen sowie breit gestreuten Social Media-Aktivitäten nicht nur für große Aufmerksamkeit im politischen Berlin und anderswo, sondern auch für ein großes Medienecho gesorgt. Welche Anliegen sich dahinter verbergen, hat Verbandspräsident Friedrich-Otto Ripke unter anderem dem Berliner „Tagesspiegel“ sowie „top agrar (Paywall)“ in ausführlichen Interviews dargelegt.

Wir erläutern die wichtigsten Aussagen Ripkes zu…

… den Gründen für die Forderung nach einer verpflichtenden Herkunftskennzeichnung: Die deutsche Geflügelfleischwirtschaft setzt sich seit Jahren für eine solche verpflichtende Kennzeichnung ein. Unter Verweis auf vermeintliche Konflikte mit dem EU-Recht hatte die damalige Bundesagrarministerin die Forderung aber stets abgeblockt. Der ZDG setzt darauf, dass die neue Ampelkoalition ihre Ankündigung, hier endlich voranzukommen, zügig und umfassend umsetzt. Rückenwind erhält er dabei nicht zuletzt aus der Bevölkerung.
F.-O. Ripke:
„Wir haben zuletzt für unsere Kampagne insgesamt 12.000 Verbraucherinnen und Verbraucher gefragt. Davon sprechen sich 78 % für eine Herkunftskennzeichnung und 74 % für eine Tierwohlkennzeichnung aus. Wir setzen mit unserer Forderung also auch den Wunsch der Verbraucher um. Die Herkunftskennzeichnung ist entscheidend, weil sie der Schlüssel für eine Lösung bei der Finanzierung von mehr Tierwohl ist.“
… der Bedeutung der Herkunftskennzeichnung speziell für die Gastronomie: Mehr als die Hälfte des produzierten Geflügelfleischs geht in den sogenannten Außer-Haus-Verzehr, vor allem an Restaurants, Mensen und Kantinen, aber auch an Caterer und sonstige Großverbraucher. Eine verpflichtende Transparenz zur Fleischherkunft hat also enormes Potenzial, das Vertrauen der Verbraucher und die Nachfrage nach hochwertigem deutschem Geflügelfleisch zu erhöhen. Denn die ausländische (Billig-)Konkurrenz ist hart. Das schlägt sich auch in den regelmäßigen Kontraktverhandlungen zwischen Erzeugern und Abnehmern nieder, die aus Sicht der Erzeuger keine auskömmlichen Preise bringen.
F.-O. Ripke:
„Wir möchten unsere heimischen Lebensmittel in möglichst vielen Kanälen sicher absetzen und vor Billigimporten aus Südamerika und Osteuropa schützen. (…) Ich möchte deshalb auch den Lebensmitteleinzelhandel dazu bringen, uns auskömmliche Preise zu bezahlen. Die Herkunftskennzeichnung soll den LEH bewegen, mit uns intensiver zu sprechen, weil sich Lebensmittel von hier nicht austauschen lassen.“
…. den Vorteilen einer Verzahnung von Herkunfts- und Haltungskennzeichnung: Über eine kombinierte Herkunfts- und Haltungskennzeichnung kann die deutsche Geflügelbranche ihre Vorzüge optimal ausspielen. Denn zum einen gehören ihre Standards zur Weltspitze bei Qualität, Lebensmittelsicherheit und Nachhaltigkeit. Zum anderen ist Deutschland vielen seiner EU-Nachbarn auch beim Tierwohl voraus. Deshalb sollten nach Ansicht des ZDG auch bei einem staatlichen Tierhaltungskennzeichen die sogenannten „5 Ds“ integriert sein: in Deutschland geboren, aufgezogen, gemästet, geschlachtet und verarbeitet.
F.-O. Ripke:
„Wir mästen Hähnchen mit 35 kg/m² Besatzdichte zum Zeitpunkt der Ausstallung. In der EU sind noch 42 kg/m² erlaubt. Seit vielen Jahren gibt es bei uns keine Käfighaltung mehr für Legehennen, in der EU wird der Käfig erst 2027 verboten. Die Lebensmittelsicherheit ist bei uns höher als im Ausland. Es ist für den CO2– Fußabdruck und damit für Nachhaltigkeit und Klimaschutz gut, Ware aus Deutschland zu kaufen.“
… den Erwartungen der Geflügelwirtschaft an die Politik: Ganz klar: Deutschland sollte selbst Treiber einer Änderung des EU-Rechts sein, statt auf Vorschläge aus Brüssel zu warten. Nachbarländer zeigen, dass es durchaus möglich ist, nationale Initiativen zu realisieren – Frankreich beispielsweise labelt seine neu eingeführte Herkunftskennzeichnung zunächst als befristetes „Projekt“ und umgeht damit völlig legal EU-Restriktionen. Auch Österreich hat schon Fortschritte erzielt, wenngleich bisher nur auf freiwilliger Basis und nicht für die Gastronomie (mehr dazu lesen Sie hier). Wichtig: Es geht nicht darum, den freien Warenverkehr im EU-Raum zugunsten nationaler Branchen auszuhebeln, im Gegenteil: Die EU-Mitglieder sollen in einem transparenten und fairen Wettbewerb die Vorzüge ihrer heimischen Lebensmittel herausstellen können.
F.-O. Ripke:
„Wir möchten, dass sich etwas bewegt. Die Borchert-Nutztierkommission hat Vorschläge für eine bessere Tierhaltung und für die Finanzierung gemacht, vom Schwein über das Geflügel bis zur Milch. Seitdem ist aber nichts passiert. Unsere Tierhalter sind völlig verunsichert. Agrarminister Cem Özdemir sollte sowohl die Haltungs- als auch die Herkunftskennzeichnung im Blick haben. Denn wir brauchen beides. Die Politik muss die deutsche Nutztierhaltung sichern. Dazu gehören ein sicherer Absatz und eine langfristig sichere Finanzierung!“

Mehr zu den Gründen für eine Herkunftskennzeichnung in Gastronomie und Großhandel lesen Sie hier. 

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