Veggie-Kitas, fleischfreier Freitag, Bio-Primat: Schluss mit der Entmündigung der Bürger!

Bürgerinnen und Bürger sind willens und in der Lage, selbst zu entscheiden, wie sie sich ernähren. Die Politik muss und darf ihnen das nicht abnehmen. Sie sollte sich darauf konzentrieren, die Rahmenbedingungen so zu setzen, dass Vielfalt und Wahlfreiheit gewährleistet sind.

Ernährungsgewohnheiten in „gut“ und „böse“ zu unterteilen, liegt in gewissen politischen und gesellschaftlichen Kreisen im Trend – und hat zuletzt religiöse Züge angenommen: Forscher der Universität Cambridge legten der katholischen Kirche nahe, den „fleischfreien Freitag“ wiederauferstehen zu lassen: Papst Franziskus solle den regelmäßigen Fleischverzicht predigen, weil dies enorme Mengen an CO2-Emissionen einsparen würde. Kurz zuvor hatte der Gemeinderat der Stadt Freiburg mit seiner Entscheidung für Aufregung gesorgt, Fleisch komplett vom Speiseplan in Kitas und Grundschulen zu streichen – angeblich, weil es zu teuer sei.

Özdemir: Will Menschen Ernährung nicht „vorschreiben“

Ähnliche Bevormundungstendenzen sind in der Bundespolitik zu beobachten: Gerade ist ein „Förderprogramm für Beratung und Schulung“ des Bundeslandwirtschaftsministeriums (BMEL) gestartet, die Zielsetzung: „Mehr Bio in der Außer-Haus-Verpflegung“. Noch im Dezember soll eine sogenannte Ernährungsstrategie durchs Bundeskabinett, die die „Förderung einer gesünderen, ressourcenschonenden und pflanzenbasierten Ernährung“ zum Ziel hat. Derweil betont Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) in einer TV-Talkshow, er wolle auf keinen Fall Menschen vorschreiben, wie sie sich ernähren sollen, sondern lediglich „Anreize“ schaffen.

 Faktisch übt die Politik damit aber Druck auf die Konsumenten aus, ihr Verhalten zu ändern. Wir halten dies in einer freien, demokratischen Gesellschaft für eine Anmaßung. „Dahinter steht ein Menschenbild, das dem Bürger nicht erlaubt und nicht zutraut, in seinem ganz privaten Lebensraum ohne staatliche Intervention eine vernünftige, verantwortungsvolle Entscheidung zu treffen “, sagt ZDG-Präsident Friedrich-Otto Ripke. Er betont: „Freiheit und Verantwortung gehören stets zusammen, und dieses Zusammenspiel funktioniert auch – vorausgesetzt, die Freiheit der Entscheidung ist auch gewährleistet.“

Ohne Transparenz im Außer-Haus-Verzehr – keine freie Konsumentscheidung

Das ist in der Praxis leider nur bedingt der Fall. Umfragen zeigen, dass den Bürgern Tierwohl und Klimaschutz in der Landwirtschaft ein wichtiges Anliegen sind. Doch gerade in Zeiten historisch hoher Inflation sind viele Menschen gezwungen, vor allem preisbewusst einzukaufen – eine Lebensrealität, die es zu respektieren gilt. „Die finanziell angespannte Lage der Verbraucher auszunutzen, um etwa über eine Streichung der Mehrwertsteuer auf Obst und Gemüse ihren Konsum zu steuern, ist unredlich“, so Ripke. Er sieht es vielmehr als Aufgabe der Politik, dafür zu sorgen, dass eine ausgewogene Vielfalt an Nahrungsmitteln, inklusive verantwortungsvoll produzierten Fleischprodukten, verfügbar ist – und für die Bürger erschwinglich bleibt. „Das bedeutet auch, bei immer höheren Tierwohl-Anforderungen Maß und Mitte zu wahren, damit sowohl Verbraucher als auch heimische Erzeuger finanziell nicht abgehängt werden.“

Ein weiterer Faktor, der die Entscheidungsfreiheit der Bürger bislang einschränkt: Oftmals erhalten sie nicht die erforderlichen Informationen, um eine mündige Wahl treffen zu können. Während es bei Fleisch im Einzelhandel relativ viele Informationen zu Herkunft und Haltungsbedingungen der verarbeiteten Tiere gibt, fehlt dies im Außer-Haus-Verzehr, also in Restaurants und Kantinen, in der Regel völlig. Dabei wird hier der Großteil des Fleisches verzehrt. „Eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung im Außer-Haus-Bereich muss hier schnellstmöglich Transparenz schaffen“, fordert der ZDG-Präsident. „Das gibt dem Verbraucher erst die Möglichkeit, zu differenzieren und sich bewusst für eine bestimmte Fleischherkunft und -qualität zu entscheiden.“

Die deutsche Geflügelwirtschaft ist überzeugt, dass eine höhere Sichtbarkeit deutscher Qualitäts- und Tierwohlstandards dazu führen wird, dass auch mehr Menschen hochwertige heimische Fleischprodukte wählen. Und zwar ohne, dass dies mit überbordenden Preiserhöhungen verbunden sein muss: Im gekennzeichneten Lebensmitteleinzelhandel zeigt die dominierende Haltungsformstufe 2 der Initiative Tierwohl (ITW) schon heute, dass Geflügelfleisch gleichermaßen nachhaltig und tierwohlgerecht erzeugt wie auch erschwinglich sein kann. Dies kann und sollte auch für den Außer-Haus-Verzehr den Weg weisen.

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