Ist eine vegane Ernährung wirklich gesünder?

Vegane Lebensmittel gelten als gesund und nachhaltig. Wir sehen genauer hin.

Vegane Lebensmittel gelten als gesund und nachhaltig. Sich rein vegan zu ernähren, dafür wirbt die internationale Organisation Veganuary seit einigen Jahren. Doch was steckt hinter dieser Aktion und ist vegane Ernährung wirklich so populär und gesund? Wir sehen genauer hin.

Die vegane Szene unternimmt viel, um auf sich aufmerksam zu machen. Seit zehn Jahren ruft die gemeinnützige Organisation Veganuary immer zu Beginn des Jahres die gleichnamige Kampagne aus, um für die pflanzliche Ernährung zu werben: Der Begriff „Veganuary“ setzt sich aus den Wörtern „vegan“ und „January“ zusammen – konkret geht es in der Kampagne also darum, sich den ganzen Januar vegan zu ernähren. Veganuary haben 2014 Privatpersonen in Großbritannien ins Leben gerufen und ist heute eine globale Bewegung. In Deutschland ist sie 2019 angekommen. Seitdem weisen die großen deutschen Handelsketten in ihrer Werbung im Januar immer auf den Veganuary hin und promoten für diese Zeit vegane Produkte.

Wie erfolgreich ist der vegane Monat?

Die Unterstützer, die Organisation Veganuary gefunden hat, lassen sich sehen. Neben nationalen Prominenten wie Lena Meyer-Landrut, Dr. Eckart von Hirschhausen und dem in der Landwirtschaft durchaus umstrittenen Schauspieler Hannes Jaenicke werden auch internationale Stars wie Paul McCartney, Billie Eilish und Schauspieler Alex Baldwin genannt. Auch in der breiten Gesellschaft ist angeblich die Kampagne angekommen. Laut YouGov nahmen im letzten Jahr neun Prozent der Deutschen den Veganuary zum Anlass, um vegane Ernährung auszuprobieren. Doch wie viele Menschen in Deutschland den Veganuary wirklich nutzen, um ihre Ernährung umzustellen, dazu ist von den Organisatoren kaum etwas zu hören.

Wenn man der Medienberichterstattung Glauben schenkt, ernährt sich mittlerweile gefühlt der Großteil – zumindest der urbanen – Gesellschaft rein pflanzlich. Die Realität sieht aber anderes aus: Nicht einmal 1 Prozent der deutschen Bevölkerung hat sich für diese Lebensweise entschieden.

Der Begriff „vegan“ kann sogar abschrecken

Mitunter soll sogar die Bezeichnung „vegan“ abschreckend wirken. Einer Studie des Baruch College in New York und der University of California zu Folge (nähere Informationen gibt es hier). würden sich viele Verbraucher öfter für pflanzliche Kost entscheiden, wenn diese nicht als vegan bezeichnet wird. Während 20 % der Studienteilnehmer einen geschenkten Lebensmittelkorb wählten, der mit der Bezeichnung „vegan“ angepriesen wurde, griffen 27 % erst zu, als er „pflanzenbasiert“ genannt wurde. Populär wurde der Geschenkkorb ohne Fleisch und Milchprodukte erst, als man ihn mit ganz anderen Begriffen bewarb: Nannte man ihn „gesund“, griffen 42 % der insgesamt 7.341 Studienteilnehmer zu und ließen einen vergleichbaren Korb mit Fleisch und Milch stehen. 43 % entschieden sich dafür, wenn der Korb als „nachhaltig“ beworben wurde. Am beliebtesten war der Korb – mit einer Annahmequote von 44 %, wenn er als „gesund und nachhaltig“ bezeichnet wurde. Wie die Wissenschaftler erklärten, trat ein ähnliches Verhalten über alle soziodemokratischen Gruppen auf. Am stärksten war der Effekt bei Menschen, die sich als „Konsumenten von rotem Fleisch“ bezeichneten.

Ist vegane Ernährung automatisch gesünder?

Wie gesund eine vegane Ernährung ist, ist nicht klar. Noch gibt es keine Langzeitstudien dazu. Einig sind sich die Experten aber, dass eine vegane Ernährung herausfordernd und nicht für jeden empfehlenswert ist. Wer sich rein vegan ernähren möchte, muss laut DGE für eine ausgewogene Versorgung mit allen wichtigen Nährstoffen einige Dinge besonders berücksichtigen. Wer sich also für einen veganen Lebensstil entscheidet, muss sich daher intensiv mit der Ernährung auseinandersetzen, um gesund zu bleiben.

Wie bewertet die DGE vegane Fertigprodukte?

Mittlerweile gibt es auch viele vegane Fertigprodukte im Lebensmitteleinzelhandel zu kaufen. Die DGE sieht diese aber kritisch. Die Produkte seien meist hoch verarbeitet und enthielten neben viel Zucker, Salz und Fett auch meist zahlreiche Zusatzstoffe. Allerdings verweist die DGE auch darauf, dass vegane Fertig- oder Ersatzprodukte teils mit notwendigen Vitaminen, Mineralstoffen, Aminosäuren und anderen wichtigen Elementen einer ausgewogenen Ernährung angereichert seien. Sie können Veganern also helfen, sich gesund zu ernähren. Die DGE gibt zu bedenken, dass oftmals unklar ist, ob und wie der menschliche Körper die Zusatzstoffe aufnehmen und verwerten kann. Zudem schwanke selbst innerhalb einer Produktgruppe oft, welche Mengen an Zusatzstoffen den Lebensmitteln zugefügt worden seien.

Neue Studie zu veganer Ernährung

Wie gesund eine vegane Ernährung wirklich ist, ist derzeit Gegenstand einer wissenschaftlichen Langzeituntersuchung, der sogenannten COPLANT-Studie. An dieser Untersuchung sind unter anderem das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), das Max Rubner-Institut (MRI), das Forschungsinstitut für pflanzenbasierte Ernährung (IFPE) sowie mehrere Universitäten beteiligt. Dabei soll über einen Zeitraum von insgesamt 20 Jahren untersucht werden, welche Auswirkung vegane, vegetarische und pescetarische (Fisch, aber kein Fleisch) Ernährung auf die erwachsenen Teilnehmer hat.

Fragen, die durch die Studie geklärt werden sollen, sind unter anderem: Was passiert im Stoffwechsel, wenn vollständig auf tierische Lebensmittel verzichtet wird? Wie wirken sich die einzelnen Ernährungsweisen aus? Unterscheiden sich die pflanzenbasierten Ernährungsweisen von einer Mischkost hinsichtlich der Aufnahme von unerwünschten Substanzen? Die Wissenschaftler untersuchen außerdem, welche ökologischen, sozialen und ökonomischen Auswirkungen die Ernährungsweisen haben und wie nachhaltig diese sind.

Unser Fazit

Zu behaupten, dass vegane Ernährung gesünder als andere Ernährungsformen sei, ist wissenschaftlich derzeit nicht belegt. Wir glauben, dass eine bewusste flexitare Ernährung, zu der auch Geflügelfleisch gehört, die gesündeste Ernährung ist. Gerade Geflügelfleisch steht durch seine positiven Eigenschaften und seine facettenreiche Zubereitung für eine gesunde und ausgewogene Lebensweise.

(Bildnachweis: Veganuary)

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