Reizwort „Massentierhaltung“: Warum Tierwohl nicht von der Betriebsgröße abhängt

Worauf es für das Wohlergehen der Tiere wirklich ankommt

Schon der Begriff „Massentierhaltung“ transportiert eine Ideologie: Die Haltung vieler Tiere in einem Stall ist für Kritiker der Inbegriff für mangelndes Tierwohl und schlechte Tiergesundheit. Das ist aus unserer Sicht aus mehreren Gründen unfair und nicht zutreffend.

Ab wann beginnt eigentlich „Massentierhaltung“? Eine Definition per Gesetz gibt es nicht. „Leuten, die grundsätzlich gegen die konventionelle Nutztierhaltung sind, sind 150 Hähnchen in einem Stall schon zu viel – gegen diese ideologische Kritik haben wir keine Chance, egal, wie gut wie uns um unsere Tiere kümmern“, sagt eine Geflügelhalterin aus einem ostdeutschen Bundesland.

Damit trifft sie den Nagel auf den Kopf: Denn für das Tierwohl ist nicht die Anzahl der Tiere im Stall entscheidend. So sagt das Bundesinformationszentrum für Landwirtschaft mit Verweis auf das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, dass ein Zusammenhang zwischen Bestandgröße und Tierwohl nicht wissenschaftlich belegt sei. Auch ein Gutachten des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz (WBAE) stellt fest: „Nach derzeitigem Kenntnisstand hat die Betriebsgröße gegenüber anderen Einflussfaktoren (wie der Managementqualität) einen vergleichsweise geringen Einfluss auf das Tierwohl“. Auf was also kommt es stattdessen an? An vorderster Stelle auf das Können und das Engagement der Tierhalterinnen und -halter, so das BMEL. Hinzu kommen Faktoren wie Bewegungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten, Tageslicht oder Stallklima.

Und genau hier nimmt Deutschlands Geflügelwirtschaft im Ländervergleich schon heute eine Spitzenposition ein. Mehr als 80 Prozent unserer Hähnchen- und Putenhalter sind beispielsweise Mitglied der Initiative Tierwohl (ITW), deren dominierende Haltungsformstufe 2 für die Tiere Bedingungen deutlich über den – ohnehin schon hohen – gesetzlichen Standards gewährleistet. Bei den Putenhaltern hat eine freiwillige Selbstverpflichtung, die sogenannten „Bundeseinheitlichen Eckwerte zur Haltung von Mastputen“ dazu beigetragen, dass die heimische Branche heute zur Weltspitze bei Qualitäts- und Tierwohlstandards gehört.

Weitere Tierwohlfortschritte sind möglich und erwünscht – dafür brauchen die heimischen Halter aber faire Wettbewerbsbedingungen innerhalb der EU sowie Unterstützung und langfristige Planungssicherheit für ihre Investitionen in Stallumbauten. Als „Massentierhalter“ verunglimpft zu werden, hilft für dieses Ziel aus unserer Sicht nicht weiter.

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