Anzeigenkampagne gestartet: Herkunftstransparenz in den Außer-Haus-Verzehr bringen!

Das Koalitionsversprechen einer "umfassenden Herkunftskennzeichnung" ist erst eingelöst, wenn die Fleischherkunft auch in Restaurants und Kantinen für die Bevölkerung transparent ist!

Mit einer Anzeigenkampagne im politischen Berlin mahnt die Geflügelwirtschaft die Politik, bei ihren Initiativen für mehr Transparenz, Nachhaltigkeit und Qualität bei Lebensmitteln die richtigen Handlungsfelder in den Blick zu nehmen: Statt um neue Bio-Siegel sollte sich die Regierung darum kümmern, dass auch der Außer-Haus-Verzehr bei der Frage nach der Herkunft von Fleisch transparenter wird. Die Bevölkerung fordert dies seit langem!

Die Bundesregierung hat neben der verpflichtenden staatlichen Haltungskennzeichnung, die mittlerweile auf den Weg gebracht ist, auch eine „umfassende Herkunftskennzeichnung“ versprochen. Doch was genau bedeutet „umfassend“? Welche Fleischarten und Vermarktungswege sind hier gemeint?

Aus Sicht der Geflügelwirtschaft ist die Sache klar: Im Außer-Haus-Verzehr, also in Restaurants, Mensen und Kantinen, wird mehr als die Hälfte des hierzulande verzehrten Geflügelfleisches verbraucht – deshalb darf es nicht sein, dass die Gäste dort in der Regel nichts über die Herkunft des Fleisches auf der Speisekarte erfahren. Umfragen zeigen, dass Transparenz hier überfällig ist. Mit aufmerksamkeitsstarken Anzeigenmotiven (Print, Online, Out-of-home) an prägnanten Stellen im Berliner Stadtbild fordert der ZDG die Politik auf, diesem Wunsch der Bevölkerung endlich nachzukommen.

Leider hat sich die Politik bislang nicht dazu geäußert, was sie in dieser Sache unternehmen wird. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) hat jüngst zwar beteuert: „Alles, was ich als Minister national an Herkunftskennzeichnung regeln kann, bringe ich aktuell auf den Weg.“ Die nationale Ausweitung der bereits bestehenden Herkunftskennzeichnung auf unverpacktes, unverarbeitetes Fleisch an der Fleischtheke oder in Metzgereien, die gerade vorbereitet wird, ist nach seiner Aussage aber „das, was rechtlich möglich ist innerhalb des Binnenmarktes“. In anderen Worten: Um eine Kennzeichnungspflicht in Restaurants und Kantinen kümmert sich Berlin (bisher) nicht. Aber tut es stattdessen Brüssel? Auch das ist unklar – Branchenexperten zufolge hat die EU-Kommission vermutlich eher den Bereich des verarbeiteten Fleisches auf der Agenda.

 Schleicher: „National eine Blaupause für Europa schaffen“

Aus Sicht der Geflügelwirtschaft ist nicht entscheidend, von welcher Stelle der Entwurf kommt. Fest steht: Es müssen EU-weit einheitliche und verpflichtende Spielregeln für die Fleischerzeuger im Binnenmarkt erreicht werden – dies ist die  Voraussetzung für einen fairen Wettbewerb zugunsten des Tierwohls und der Verbraucher. Da Brüssel den Entwurf für die Herkunftskennzeichnung noch immer nicht geliefert hat, gelte es für die Bundesregierung, die „Zeit zu nutzen, national eine Blaupause der Herkunftskennzeichnung für Europa zu schaffen“, sagt ZDG-Geschäftsführer Wolfgang Schleicher.

Immerhin: Die Bundesregierung hat den Außer-Haus-Verzehr mittlerweile als wichtige Stellschraube in Ernährungsfragen identifiziert. Allerdings leider bisher mit einer aus Sicht der Geflügelwirtschaft fragwürdigen Schwerpunktsetzung: Sie plant, für Restaurants, Kantinen und Mensen auf freiwilliger Basis ein Bio-Logo einzuführen, welches Auskunft über den Anteil der Biolebensmittel geben soll. Nicht nur Vertreter der Gastronomie sehen dies mit großer Skepsis. Indem die Bundesregierung aus ideologischen Gründen die überschaubare Öko-Klientel unterstütze, torpediere sie damit gleichzeitig ihre eigenen langfristigen Ziele, sagt ZDG-Geschäftsführer Schleicher. „Wenn die „Bio“-Produkte im Außer-Haus-Verzehr über lange Transportwege aus dem Ausland importiert werden, damit sie halbwegs bezahlbar bleiben, ist das weder im Sinne der Nachhaltigkeit in der Nahrungsmittelproduktion noch des Tierwohls – denn über Tierwohl sagt ‚Bio‘ an sich nicht viel aus“, betont Schleicher.

Anstatt das nunmehr vierte Bio-Siegel einzuführen, solle die Politik deshalb im ersten Schritt die essenzielle Grundlage für eine mündige Verbraucherentscheidung schaffen. „Und dazu gehört umfassende Transparenz in der Frage, wo das Fleisch auf der Speisekarte herkommt.“

Ist eine vegane Ernährung wirklich gesünder?

Ist eine vegane Ernährung wirklich gesünder?

Vegane Lebensmittel gelten als gesund und nachhaltig. Wir sehen genauer hin.
Tierwohl-Cent: Juristisch kaum durchführbar

Tierwohl-Cent: Juristisch kaum durchführbar

Die Bauerndemonstrationen mit Zehntausenden von Landwirten haben eine Diskussion über die Agrarpolitik ausgelöst. Um was es geht.
„Endlich: Cem Özdemir will einen Putenbetrieb besichtigen!“

„Endlich: Cem Özdemir will einen Putenbetrieb besichtigen!“

Auf der Agrarministerkonferenz in Kiel hat die deutsche Putenwirtschaft ihren Sorgen um die Zukunft der heimischen Produktion Ausdruck verliehen. Putenhalterin Gräfin von Spee berichtet im Interview von der Stimmung vor Ort.
Weitere Inhalte entdecken
Mehr
Anzeigen
Datenschutzeinstellungen Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell, während andere uns helfen, diese Website und Ihre Erfahrung zu verbessern. Datenschutzeinstellungen