Diskussionen über gesunde Ernährung, Nachhaltigkeit und Tierwohl werden immer häufiger geführt. Doch während im Supermarkt eindeutig erkennbar ist, woher das Geflügelfleisch stammt, lassen Restaurants und Kantinen ihre Kunden darüber meist im Ungewissen. Eine repräsentative Umfrage zeigt: Deutschlands Bürger finden das nicht mehr zeitgemäß.
Im Juni veröffentlichte Bundesagrarminister Cem Özdemir Eckpunkte für eine verpflichtende staatliche Haltungskennzeichnung. Ziel sei es, die landwirtschaftliche Tierhaltung in Deutschland zukunftsfest zu machen, hieß es darin: „Eine zukunftsfeste landwirtschaftliche Tierhaltung muss Aspekte des Tier- und Klimaschutzes stärker berücksichtigen, Transparenz für Verbraucherinnen und Verbraucher schaffen und den Betrieben eine langfristige wirtschaftliche Perspektive bieten.“
Eine Haltungskennzeichnung allein – die sich zudem vorerst nur auf die Tierart Schwein bezieht – kann hierfür allerdings nur ein erster Schritt sein. Transparenz für Verbraucher braucht es aus Sicht der deutschen Geflügelfleischwirtschaft für alle Tierarten und alle Vermarktungswege. Insbesondere der Außer-Haus-Verzehr ist hier wichtig: Denn obwohl mehr als 60 Prozent des Geflügelfleisches in Restaurants und Kantinen verzehrt werden, erfahren die Gäste dort in der Regel nichts über die Haltung und Herkunft der verarbeiteten Tiere.
Das muss ein Ende haben, finden auch Deutschlands Bürgerinnen und Bürger: In einer Online-Umfrage des Meinungsforschungsunternehmens Civey im Auftrag des Zentralverbandes der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG) fordern rund 72 Prozent, also fast drei Viertel der über 10.000 Befragten, dass Speisekarten auch über die Herkunft des Fleisches aufklären sollten. Mehr als zwei Drittel (67 Prozent) gaben an, dass ihnen bislang entsprechende Infos fehlen, weitere 16 Prozent zeigten sich unentschieden.
Auf die Frage, nach welchen Kriterien sich Gäste für ein Fleischgericht entscheiden würden, gaben zusammengenommen fast 80 Prozent der Befragten die regionale Herkunft oder die Haltungsform des Tiers an. Beide Aspekte würden durch die Einführung einer kombinierten Haltungs- und Herkunftskennzeichnung für Gäste sichtbar. „Transparenz zur Herkunft des Fleisches in Form einer Kennzeichnung trägt nicht nur den Wünschen der Verbraucher Rechnung und ist aus Sicht von Gastronomen für die Kundenbindung attraktiv, sondern würde über eine erhöhte Nachfrage nach heimischen Produkten unseren Erzeugern endlich die Wertschätzung verschaffen, die sie verdienen“, sagt ZDG-Präsident Friedrich-Otto Ripke.
Regionale Unterschiede, klare Gesamt-Tendenz
Interessant: Teilweise zeigen sich auch regionale Differenzen bei den Antworten. Während sich in Offenbach über 73 Prozent der Befragten nicht ausreichend über die Herkunft des Fleisches in der Gastronomie informiert fühlen, waren es in Leipzig lediglich 51 Prozent. Und auch die Forderung nach einer Herkunftskennzeichnung wird im Westen Deutschlands tendenziell stärker als im Osten des Landes vertreten. So fordert im Landkreis Mittelsachsen nur die Hälfte der Befragten (50 Prozent) eine Herkunftskennzeichnung im Außer-Haus-Verzehr, in Oldenburg hingegen wünschen sich 78 Prozent verpflichtende Angaben über die Herkunft des Fleisches auf der Speisekarte.
Die Ergebnisse
Die Ergebnisse unserer deutschlandweiten Umfrage finden Sie hier