Vor ziemlich genau einem Jahr haben wir an dieser Stelle 2022 zum „Entscheidungsjahr“ für die Landwirtschaft ausgerufen. Ende 2021 schien klar: Für die Umsetzung der ehrgeizigen agrarpolitischen Ziele, die sich die neue Ampel-Regierung gesetzt hatte, würde sie zeitnah die regulatorischen Weichen stellen (müssen) – als unabdingbare Voraussetzung dafür, dass die historische Transformation der Landwirtschaft für mehr Nachhaltigkeit und Tierwohl gelingen kann.
Wenige Wochen später griff Russland die Ukraine an. Schlagartig rückten Themen wie Lieferengpässe, Turbulenzen an den Rohstoffmärkten und die globale Ernährungssicherheit ganz oben auf die Agenda der europäischen und deutschen Politik. Auch unsere Tierhalter und Unternehmen sahen sich einem historischen Stresstest ausgesetzt.
Nicht zuletzt, weil die teils widersprüchlich agierende Regierung den (Dauer-)Krisenmodus bis heute nicht verlassen konnte, sind in der Agrarpolitik wichtige Entscheidungen nicht getroffen, strukturelle Herausforderungen ungelöst. Das verhindert, dass wir beim Umbau der Tierhaltung so vorankommen, wie es möglich und nötig wäre. Nachdem mit der geplanten staatlichen Haltungskennzeichnung immerhin erste, aber bedauerlicherweise in der Ausgestaltung völlig falsche Schritte gemacht sind, dürfen die weiteren und richtigen auf keinen Fall noch ein Jahr auf sich warten lassen. Hier muss der Bundestag das Heft fest in die Hand nehmen!
Welche Themen es aus unserer Sicht anzupacken gilt und welche Erfolge das Jahr 2022 trotz der historischen „Multikrise“ aus Sicht unseres Verbandes brachte, bringen wir Ihnen in dieser Ausgabe unseres Newsletters näher. Und etwas „leichtere“ Kost für die Feiertage ist auch dabei: mit Rezepten für jeweils ein köstliches Hähnchen- und ein Putengericht.
An dieser Stelle bedanken wir uns für das große Interesse an unserem „News-Picker“, das uns durch das Jahr begleitet hat. Wir mögen hier bisweilen schmerzhaft den Finger in die Wunde legen; aber er ist stets als kritisch-konstruktiver Denkanstoß und als Dialogangebot zu verstehen. Auch (und gerade) bei inhaltlichen Reibungspunkten.
In diesem Geiste machen wir gern 2023 weiter. Zunächst aber wünsche ich Ihnen und Ihren Familien eine Zeit der Ruhe und Erholung, gesegnete Weihnachten und ein gesundes und friedvolles Neues Jahr.
Im Namen des gesamten News-Picker-Teams
Ihr Friedrich-Otto Ripke
Im Fokus: Rückschau und Ausblick
Krieg in Europa, Inflation, Strukturwandel: 2022 hat die heimische Geflügelwirtschaft herausgefordert. Doch es gab auch zahlreiche Lichtblicke. Eine Rückschau auf erfolgreiche Aktionen, Veranstaltungen und Begegnungen des Branchenverbandes.
Das gesellschaftliche Bewusstsein für eine verantwortungsvolle und nachhaltige Tierhaltung und Ernährung ist so groß wie nie zuvor. Verbraucherinnen und Verbraucher signalisieren die Bereitschaft, für mehr Tierwohl einen Preisaufschlag zu akzeptieren. Die Wahrheit ist aber auch: Insbesondere die enorm gestiegenen Energie- und Lebensmittelpreise haben 2022 die Bevölkerung und auch die Wirtschaft bereits an die Grenzen ihrer finanziellen Belastbarkeit gebracht.
In diesem Spannungsverhältnis zwischen Anspruch und Wirklichkeit bewegt sich auch die heimische Geflügelwirtschaft: Sie will den immer höheren gesellschaftlichen Anforderungen gerecht werden, doch ihre Möglichkeiten sind begrenzt. „Mehr denn je müssen wir als Geflügelwirtschaft erklären, was wir bereits tun – und wo wir politische Unterstützung brauchen, um unserem gesellschaftlichen Beitrag für Ernährungssicherheit, Tierwohl und Nachhaltigkeit auch künftig gerecht zu werden“, sagt ZDG-Präsident Friedrich-Otto Ripke.
Das Jahr 2022 stand deshalb erneut ganz im Zeichen des Dialogs – und einiger unübersehbarer kommunikativer Ausrufezeichen. Hier sind die Highlights im Überblick.
Informationsoffensive „Herkunftszensur beenden!“
Die ZDG-Informationsoffensive „Herkunftszensur beenden!“ hat Anfang des Jahres mit riesigen Plakaten in der Hauptstadt, Zeitungsanzeigen sowie breit gestreuten Social-Media-Aktivitäten für große Aufmerksamkeit im politischen Berlin gesorgt – und für ein enormes Medienecho. Das Anliegen dahinter: klarzumachen, dass es gerade im intransparenten Außer-Haus-Verzehr dringend eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung für Fleisch braucht. Und tatsächlich: Mittlerweile ist die Herkunftskennzeichnung „offiziell“ auf der politischen Agenda – und gehört schleunigst auch auf die Speisekarten der Republik.
Aktionstour „Eine Frage der Herkunft: So schmeckt Qualität aus Deutschland!“
Bei einer Aktionstour durch insgesamt 17 deutsche Städte hat die Geflügelwirtschaft im Sommer Bürgerinnen und Bürger für das Thema „Herkunftskennzeichnung auf der Speisekarte“ sensibilisiert und dazu motiviert, bei der Wahl ihres Gerichts nach der Herkunft des Fleischs zu fragen – mit Info-Ständen in den Innenstädten sowie direkt vor Restaurants. Eines der Highlights: das große Geflügel-Barbecue auf dem Georgsplatz in Hannover. Neben kostenfreien Geflügelspezialitäten genossen die Besucherinnen und Besucher ein vielseitiges Programm aus Live-Cooking-Sessions, Musik-Acts und Talks mit Gästen aus Politik, Landwirtschaft und Gastronomie (hier eine Zusammenstellung der schönsten Eindrücke).
Messepräsenzen: „Internorga“ und „didacta“
Anfang Mai war der ZDG auf der Gastro-Fachmesse „Internorga“ in Hamburg vertreten und kam mit zahlreichen Interessierten zur Haltungs- und Herkunftskennzeichnung im Außer-Haus-Verzehr ins Gespräch.
Kurz darauf informierte die Geflügelwirtschaft im Juni auf der Bildungsmesse „didacta“ in Köln über ihre Lernplattform „Geflügel macht Schule“, die spannende Infos und kreative Materialien rund um das Thema Geflügelhaltung für Schulen bereithält.
Parteitage: Dialog mit FDP, CDU und Grünen
Reden hilft: Beim Parteitag der FDP trafen Vertreterinnen und Vertreter der Geflügelwirtschaft im April 2022 unter anderem auf den Bundestagsfraktionsvorsitzenden Christian Dürr.
Beim Bundesparteitag der CDU in Hannover diskutierten Vertreterinnen und Vertreter der Geflügelwirtschaft im September unter anderem mit Friedrich Merz und Julia Klöckner die Herausforderungen der heimischen Landwirtschaft.
Auch beim Bundesparteitag der Grünen im Oktober in Bonn stießen die Themen und Anliegen der heimischen Geflügelwirtschaft bei den Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartnern vielfach auf offene Ohren – unter anderem bei Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir.
Politische Frühstücke
Gleich zwei Mal traf sich der ZDG-Vorstand 2022 im Dachgartenrestaurant des Bundestags mit Abgeordneten zum Austausch bei einem leckeren Frühstück: zum Jahresauftakt und zum Jahresausklang. Die Diskussion war spannend und konstruktiv, und die Botschaft der Geflügelbranche klar: 2022 ist Einiges in Bewegung gekommen – 2023 muss noch mehr gehen.
Dieses Jahr hat sich in vielen Bereichen abgezeichnet, wie die ambitionierten Ziele der Ampel-Regierung für die Transformation der Nutztierhaltung umgesetzt werden sollen. Leider bleiben aber entscheidende Fragen offen, unter anderem: Für welche Produkte und Vermarktungswege werden Haltungs- und Herkunftskennzeichnung gelten? Und wer soll den Stallumbau bezahlen?
Voraussagen sind in einer volatilen, dynamischen Weltlage eine denkbar kniffelige Angelegenheit. Die letzten drei Jahre haben deutlich vor Augen geführt: Es kommt erstens anders, und zweitens, als man denkt. Erst die Corona-Jahre, dann der russische Angriffskrieg auf die Ukraine haben dramatische gesellschaftliche und wirtschaftliche Turbulenzen gebracht, auf die die Politik mit kurzfristigen Maßnahmen reagieren musste – das ist auch für 2023 nicht ausgeschlossen. Zudem sollte sich unsere Regierung in dieser drastisch ändernden Welt fragen: Ist unser Fahrplan noch zeitgemäß oder müssen wir den Kurs anpassen?
Der Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG) erwartet von der Politik im kommenden Jahr wegweisende Impulse und Entscheidungen in den folgenden fünf Bereichen:
Tierhaltungs- und Herkunftskennzeichnung für alle Vermarktungswege
Die Regierungsparteien haben eine „verbindliche Tierhaltungskennzeichnung“ sowie eine „umfassende Herkunftskennzeichnung“ angekündigt. Diese richtigen und wichtigen Ankündigungen sollen zwar 2023 umgesetzt bzw. in die Wege geleitet werden – die staatliche Haltungskennzeichnung, die momentan in Brüssel geprüft wird, ist allerdings dringend nachbesserungsbedürftig (Näheres zu unseren Kritikpunkten lesen Sie hier). Unter anderem wird bemängelt, dass Importeure von einem nationalen Haltungslabel nicht erfasst werden dürfen. Diesen Wettbewerbsnachteil für heimische Produzenten soll eine zusätzliche, EU-weit verpflichtende Herkunftskennzeichnung ausgleichen.
Anfang 2023 will die EU einen Entwurf für eine solche Herkunftskennzeichnung vorlegen. Für den Fall, dass der nicht „umfassend“ genug ist, hat Deutschland nationale Schritte angekündigt. Hoffentlich hat Özdemirs Ressort hier schon etwas in der Hinterhand. Denn es ist fraglich, dass der EU-Entwurf den richtigen Geltungsbereich in den Blick nimmt: Im Lebensmitteleinzelhandel gibt es bereits große Herkunftstransparenz, in Restaurants und Kantinen hingegen fehlen Informationen zur Fleischherkunft in der Regel völlig. Die verpflichtende Herkunftskennzeichnung muss daher insbesondere den Außer-Haus-Verzehr einbeziehen.
Stallumbauten: Baurecht modernisieren und Finanzierung klären!
Die Koalitionsparteien wollen nach eigener Aussage „Landwirte dabei unterstützen, die Nutztierhaltung in Deutschland artgerecht umzubauen“. Für die nötigen Stallumbauten muss die Politik aber erst einmal die Voraussetzungen schaffen – und zwar sowohl baurechtlich als auch finanziell: Zum einen braucht es eine Anpassung des Baugesetzbuchs und der sogenannten TA Luft, weil die Genehmigungsbehörden bei geplanten Stallumbauten bislang dem Klimaschutz Vorrang geben und damit unrealistische Anforderungen an die Tierhalter stellen (mehr zu dieser Problematik lesen Sie hier).
Zum anderen fehlt immer noch ein verlässliches Finanzierungskonzept: Experten der Borchert-Kommission schätzen die Kosten, die Stallumbauten und langfristig höhere laufende Ausgaben für mehr Tierwohl verursachen, auf jährlich drei bis fünf Milliarden Euro. Die neue niedersächsische Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte (Grüne) hat sie sogar zuletzt auf bis zu sieben Milliarden Euro taxiert. Die Regierung hat aktuell lediglich eine Milliarde Euro Anschubfinanzierung vorgesehen. Auf weitere Unterstützung – sei es über Mehrwertsteuererhöhungen oder eine staatliche finanzierte Tierwohl-Prämie, wie sie die Borchert-Kommission vorgeschlagen hat – kann sich die Politik bisher nicht einigen. Es wird Zeit, dass die Parteien hier zu einer tragfähigen Lösung kommen. Eine Haushaltslösung könnte schnell und akzeptiert die Kuh vom Eis bringen! Deutschlands Geflügelbetriebe brauchen für den Umbau Planungs- und Investitionssicherheit.
Mehr Forschung für gesundes Geflügel und Impfung gegen Geflügelpest
Einen so lang andauernden, heftigen Seuchenzug wie dieses Jahr haben Geflügelhalter und Tierärzte bei der Geflügelpest noch nicht erlebt. Die Existenzen der betroffenen Betriebe sind bedroht. So kann es nicht weitergehen! „Wir kommen um eine Erweiterung der bisherigen Bekämpfungsstrategie nicht herum“, sagt ZDG-Präsident Ripke. Die Politik muss aus Sicht des Verbandes dringend die Weichen für die Entwicklung neuer Impfstoffe stellen, um die Geflügelpest langfristig in den Griff zu bekommen. Das klare Ziel ist „Impfen statt Töten“!
Auch beim Thema Antibiotika muss Innovation gefördert und in der Praxis eingesetzt werden. Im Rahmen des neuen Arzneimittel-Gesetzes werden Antibiotika-Anwendungen künftig strenger reglementiert werden. Zudem hat die Ampel angedacht, bestimmte Antibiotika ersatzlos zu verbieten, was der Bundesverband Praktizierender Tierärzte scharf kritisiert. Klar ist laut ZDG-Präsident Ripke: „Wir brauchen Alternativen, bevor wir den Einsatz von Antibiotika weiter reduzieren oder über Verbote einzelner Arzneimittel nachdenken und kranke Tiere unbehandelt lassen müssen. Den Kampf gegen Krankheiten gewinnen wir nicht mit gutem Willen allein, sondern mit forschungsbasierten, praxistauglichen Entscheidungen. Auch Alternativen wie CE-Kulturen und Bakteriophagen müssen kurzfristig mehr in den Fokus rücken.“
Nachhaltigkeit muss umfassend gedacht werden
Die Regierung hat sich große Nachhaltigkeitsziele gesteckt, setzt den Fokus dabei aber fast ausschließlich auf „bio“. Die nachhaltige Entwicklung unserer Gesellschaft basiert aber auf der Harmonisierung von drei Faktoren: ökologische Verträglichkeit, soziale Gerechtigkeit und wirtschaftliche Leistungsfähigkeit. Um die UN-Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030 zu erreichen und den deutschen Beitrag zur Ernährungssicherheit einer wachsenden Weltpopulation zu leisten, muss die Regierung ihren aktuellen Kurs prüfen, alle drei Säulen der Nachhaltigkeit im Blick behalten – und bedenken, dass ihre Entscheidungen weitreichende Folgen haben: Durch den Bio-Fokus wird es Produktionsrückgänge in allen landwirtschaftlichen Bereichen geben – daraus folgen steigende Importe. Für den Geflügelmarkt, auf dem die Nachfrage in Deutschland gleichbleibend hoch ist, würden diese Importe aus Ländern mit niedrigeren Tierwohl- und Klimaschutzstandards kommen. Die Verantwortung der Landwirtschaftspolitik hört nicht an der Landesgrenze auf, letztere muss künftig weitsichtiger und globaler denken und handeln.
Novellen im Tierschutzrecht dürfen nicht zur Abwicklung der Nutztierhaltung in Deutschland führen
Die Bundesregierung geht mit ihren Entwürfen für weitere Reformen im deutschen Tierschutzrecht deutlich zu weit. Insbesondere die drastische und rein nationale Reduzierung der Besatzdichten wird die deutsche Geflügelhaltung nicht aushalten können. Bei Puten von 58 kg/m² auf unter 40 kg/m² zu gehen, kommt einem Berufsverbot gleich und hat mit Transformation nichts mehr zu tun! Ripke stellt fest: „Wenn wir darüber nicht mehr reden und Änderungen herbeiführen können, müssen wir dem Agrarministerium mit Konfrontation begegnen!“
Mehr Dialog zwischen Politik und Praxis
Damit es bei den oben genannten Themen zielführend vorangeht, müssen Politiker und Vertreter der Geflügelbranche im kommenden Jahr zwingend miteinander kommunizieren. Politische Entscheidungen dürfen nicht auf ideologischen Überzeugungen basieren, sie müssen die realen Bedingungen und Bedürfnisse der Geflügelhalter und auch der Konsumenten und des realen Marktes stärker miteinbeziehen. „Jede neue Regelung muss auf ihre Praxistauglichkeit und ihre Folgen geprüft werden“, sagt ZDG-Präsident Ripke. „Wer könnte da besserer Ratgeber sein als die Menschen, die sich tagtäglich mit verantwortungsvoller Aufzucht, moderner Haltung und erfolgreicher Vermarktung von Geflügel beschäftigen?“
Im politischen Alltag gerät eines häufig in Vergessenheit: Hinter dem abstrakten Begriff „Geflügelwirtschaft“ stecken echte Betriebe, echte Menschen, echte Sorgen. Stefan Teepker ist ein Beispiel dafür. Der Hähnchenhalter blickt auf sein persönliches Jahr 2022 zurück – und berichtet, warum er Gummistiefel ganz gern gegen Anzugschuhe (und zurück) tauscht.
Stefan Teepker ist ein Mittler zwischen den Welten. Als Hähnchenhalter aus Leidenschaft ist er auf seinem Hof im emsländischen Handrup gemeinsam mit seinem Bruder für 400.000 Hähnchen verantwortlich. Als Vorsitzender des Bundesverbandes bäuerlicher Hähnchenerzeuger (BVH) dafür, diese Lebenswirklichkeit regelmäßig Politikern und Vertretern des Handels nahezubringen. Was davon schwieriger ist? „Beides ist ganz schön harte Arbeit“, lacht Teepker. Dass der Alltag der Geflügelwirte und das Bild, das speziell Politikerinnen und Politiker davon haben, nicht übereinstimmen, wird in der Agrarpolitik immer wieder deutlich.
„Persönliche Gespräche sind unersetzbar“
Immerhin: Dienstreisen nach Berlin kann Familienvater Teepker immer auch mit einem Vor-Ort-Besuch an seinem zweiten Standort in Brandenburg verbinden. Er fände es nicht schlecht, wenn der eine oder andere politische Entscheidungsträger oder Vertreter des Einzelhandels dann auch mal mit auf seinen Hof käme. „Persönliche Gespräche und Eindrücke vor Ort sind unersetzbar, das haben die Corona-Pandemiezeit und anderthalb Jahre virtueller Treffen gezeigt“, sagt Teepker.
Am Ende eines Jahres, das nach langer Durststrecke wieder ziemlich viele Dienstreisen brachte, blickt der Landwirt zufrieden zurück. Ein echtes Highlight zu Hause im Emsland war der „Tag des Offenen Hofes“ mit über 3500 Besucherinnen und Besuchern, die ihn und sein Team mit Fragen gelöchert haben. „Da war ein großes Vertrauen, eine Dankbarkeit für unsere Offenheit und Transparenz zu spüren – das hat gutgetan“, sagt Teepker.
„Wir sind über die Jahre immer besser geworden“
Ein weiteres Erfolgserlebnis: der abgeschlossene 100. Mastdurchgang, der auf dem Hof Teepker gebührend gefeiert wurde. Letzterer macht den Hähnchenhalter mit über 20-jähriger Berufserfahrung besonders stolz. „Wenn ich zurückblicke, sind wir über die Jahre immer besser geworden“, sagt er: Weil die Tiere gesünder sind, brauchen sie weniger Medikamente. Weil die Futterverwertung sich verbessert hat, verbraucht der Betrieb weniger Ressourcen, unter anderem weniger Energie. Davon, dass der Betrieb digitale Unterstützung einsetzt und teilweise sogar mitentwickelt (hier erklärt Teepker das ausführlicher) profitieren sowohl die Hähnchen als auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, weil die Technik zeitaufwändige administrative Aufgaben erleichtert.
Offenheit, Ehrlichkeit und Realitätssinn gewünscht
Und in seiner „politischen“ Arbeit? Da haben Teepker unter anderem die Teilnahme an Messen wie der EuroTier, die Begegnungen und Gespräche auf Parteitagen oder bei Politischen Frühstücken besonderen Spaß gemacht. Das merken bei solchen Anlässen auch seine Zuhörer und wissen es zu schätzen. Weil er weiß, wovon er spricht, wenn er Dinge sagt wie: „Die Borchert-Empfehlungen liegen auf dem Tisch, jetzt kommt die staatliche Haltungskennzeichnung – für mich als Praktiker ist das ein Widerspruch!“ Oder: „Wir sollen unsere Bestände abbauen und gleichzeitig mehr organischen Dünger produzieren – da frage ich mich: Wie soll das gehen?“
Mit Blick auf das nahende Jahr 2023 wünscht Teepker sich, dass das weitergeht: Dass auch die nächsten 100 Mastdurchgänge auf seinem Hof Fortschritte fürs Tierwohl und eine nachhaltige Geflügelfleischproduktion bringen. Dass im politischen Berlin auch in Zukunft Leute zuhören, wenn er von den Sorgen und Anliegen der Landwirte vor Ort berichtet. „Und dass bei den Anforderungen und Wünschen an uns Landwirte etwas mehr Ehrlichkeit und Realitätssinn einkehren“, sagt er. „Das täte gut.“
Kochen Sie an Weihnachten diesmal selbst? Dann haben wir hier köstliche Inspiration für Sie: Pute und das Wintergemüse Wirsing ergeben eine sensationelle Kombination und sind einfach zuzubereiten.
Sind Sie an Weihnachten kulinarisch doch eher „Team Hähnchen“? Auch für Sie haben wir auf unserer Geflügelgenuss-Seite festliche Rezeptideen parat. Zum Beispiel dieses hier.
Der Gegencheck
These: „Unsere Ernährungstraditionen sterben aus!“
Traditionsliebhaber können aufatmen: Eine aktuelle Umfrage im Auftrag des Lebensmittelverbandes Deutschland zeigt, dass die Deutschen an den Weihnachtsfeiertagen ihren kulinarischen Gepflogenheiten treu bleiben. Der Festtagsbraten ist auch 2022 fester Bestandteil des Weihnachtsmenüs. Bei über 40 Prozent der Menschen in Deutschland kommt Geflügel als Festtags-Klassiker auf den Tisch – und steht somit dieses Jahr erneut bei den Befragten an erster Stelle! Mit deutlichem Abstand folgen Rind, Schwein und Wild. Vegetarische oder vegane Hauptgerichte sind lediglich bei unter fünf Prozent der Weihnachtsfeiernden eingeplant. Der Anteil der Vegetarier in Deutschland ist generell mit 13,2 Prozent deutlich höher – viele von ihnen machen beim gemeinsamen Fest offensichtlich eine Ausnahme.
Was auch immer dieses Weihnachten auf Ihrer Speisekarte steht: Wir hoffen, Sie kommen glücklich und gesund mit Ihren Liebsten an einem Tisch zusammen und genießen die gemeinsame Zeit, die Ruhe nach einem turbulenten Jahr sowie ein gemeinsames Essen. Guten Appetit und frohe Weihnachten!
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