Glasfaser-Anbindung für den Hähnchenhof

Wie moderne Technologien die Landwirtschaft verändern

Im Jahr 2008 ist Stefan Teepker einmal durch die „Kornkammer“ der USA getourt, quer durch Nebraska und Kansas mit ihren riesigen Anbauflächen. Auf einem der Höfe hatte Regen den Feldern so zugesetzt, dass nachgesät werden musste. Hähnchenhalter Teepker erinnert sich, wie der Schlepper GPS-gesteuert durch die Reihen fuhr und exakt dort Sojabohnen platzierte, wo Pflanzen fehlten. Das war seine erste Begegnung mit Precision Farming, der computergestützten, teilflächenspezifischen Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Nutzflächen. „Mensch, wie gut das funktioniert“, dachte er. „Das muss auch in Deutschland gehen.“

 

Weniger Papier, weniger Anrufe, kürzere Wege

Zurück zu Hause im Emsland hätten sie ihn dafür erst ausgelacht, erzählt der Landwirt heute schmunzelnd. Aber er selbst war Feuer und Flamme für die Möglichkeiten der Digitalisierung in der Landwirtschaft. Heute haben alle 20 Betriebsstätten der Familie Teepker Internet – nicht alle via Glasfaser, aber immerhin.

Vernetzte Kommunikation, Datenanalyse und digitale Anwendungen sparen den Mitarbeitern viel Papier, viele Anrufe, viele Wege. Neben seinem Büro in Handrup hat Teepker sogar einen eigenen Serverraum. „Das ist fast schon wieder überholt, heute läuft ja alles über die Cloud“, sagt der 41-Jährige, der auch Vorsitzender des Bundesverbands bäuerlicher Hähnchenerzeuger (BVH) ist.

Längst hat die Digitalisierung auch in Deutschlands Landwirtschaft Einzug gehalten – ob in der Hähnchenmast oder im Ackerbau, ob in der Energieproduktion oder im Management. Teilweise passierte das notgedrungen, „weil wir Landwirte sonst der zunehmenden Bürokratie und Dokumentationspflichten nicht mehr Herr würden“, sagt Hähnchenhalter Teepker.

Moderne Technik auf eigenes Risiko

Wie weit die Digitalisierung im Stall im Einzelfall wirklich geht, hängt aber letztlich davon ab, welche Größe und welche Abläufe ein Betrieb hat, wie sehr die Tierhalter selbst sich für das Thema Technologie begeistern – und welche finanziellen Mittel sie haben. „Wir haben den Umbau komplett auf eigene Rechnung gestemmt, Fördermittel spielten keine Rolle“, sagt Teepker. Nicht einmal vom öffentlich geförderten Breitbandausbau in ländlichen Regionen profitiere die Landwirtschaft, und zwar aus einem banalen Grund: Ans Netz angeschlossen würden nacheinander alle Gebäude mit Hausnummern – aber Ställe in Außenbereichen hätten meistens keine Hausnummer. „Das führt dazu, dass die Dorfjugend nebenan zwar Videos streamen kann, aber die Landwirte, die komplexe Arbeitsabläufe managen, bei der Internetanbindung leer ausgehen“, kritisiert er.

Silo auffüllen per App

Für ihn selbst haben sich die Investitionen in moderne Technik gelohnt – insbesondere dort, wo es um „einfache“, aber früher zeit- und personalintensive Tätigkeiten wie Rechnungsstellung, Personalmanagement, Einkauf oder Dokumentation geht. Die meisten seiner Höfe sind heute nicht nur online, sondern auch mit Kameras ausgestattet. Vom Büro in Handrup aus kann der Hähnchenhalter sehen, welche Maschinen in der Werkstatt im 40 Kilometer entfernten Geeste stehen, wie voll die Silos an den Standorten Freren und Settrup sind. Seine Mitarbeiter „stempeln“ nicht mehr, sondern loggen sich an den Ställen per Fingerabdruck ein und aus. Futter bestellt Teepker per App nach. In der Vermietung von Maschinen liefen früher rund 4.000 Anrufe im Jahr auf, auch hier läuft die Bestellung heute zu großen Teilen über eine App. „Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie wir den Laden heute anders managen würden“, sagt Teepker. Er gibt aber auch zu: Ganz ohne Papier geht es im Alltag noch nicht. Auch die Faxgeräte sind noch nicht eingemottet.

Und noch auf einem anderen wichtigen Feld sind die Möglichkeiten der neuen Technologie begrenzt: In den Ställen selbst hängen keine Kameras. „Ein zentrales Tiere-Monitoring würde uns keinen Mehrwert bringen“, sagt Teepker. Denn an jedem Standort seien die Bedingungen anders – sei es das Wetter oder die Stallaufteilung. Das heißt: Teepker und seine Mitarbeiter gehen immer noch in die Ställe zu ihren Tieren, um zu sehen, wie es ihnen geht und was sie brauchen. Mindestens zwei Mal am Tag, meistens öfter. Bei aller Freude über die digitale Unterstützung sagt Teepker: „An der Pflanze wie auch am Tier kommt es letzten Endes immer auf den Menschen an.“

Großer Andrang, große Offenheit: Geflügelwirtschaft auf dem FDP-Parteitag

Großer Andrang, große Offenheit: Geflügelwirtschaft auf dem FDP-Parteitag

Der Stand des ZDG auf dem Bundesparteitag der FDP in Berlin war Schauplatz guter Gespräche - und leckere Geflügelsnacks gab es auch.
Putenmästerin zu geplanten gesetzlichen Haltungsvorgaben: „Dann müssen wir unsere Tore schließen!“

Putenmästerin zu geplanten gesetzlichen Haltungsvorgaben: „Dann müssen wir unsere Tore schließen!“

Die Pläne des Bundeslandwirtschaftsministeriums (BMEL) für eine Puten-Nutztierhaltungsverordnung gehen zulasten des Tierwohls und gefährden die Existenz hunderter heimischer Betriebe
Weitsicht, Unterstützung und Dialog: Was wir 2023 von der Politik erwarten

Weitsicht, Unterstützung und Dialog: Was wir 2023 von der Politik erwarten

Die Bundesregierung muss dieses Jahr die Rahmenbedingungen für die heimische Nutztierhaltung neu gestalten
Weitere Inhalte entdecken
Mehr
Anzeigen
Datenschutzeinstellungen Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell, während andere uns helfen, diese Website und Ihre Erfahrung zu verbessern. Datenschutzeinstellungen