Tierwohl wird in erster Linie von Halter gesichert

Nicht die Anzahl der Tiere im Stall ist entscheidend

Die Haltung vieler Tiere in einem Stall – oftmals mit dem Begriff „Massentierhaltung“ abgestempelt – steht öffentlich in der Kritik. „Massentierhaltung“ wird mit der konventionellen Tierhaltung gleichgesetzt – als vermeintlich schlechteres Gegenstück zu ökologischen oder extensiven Haltungsformen. Doch für das Tierwohl ist nicht, wie der Begriff „Massentierhaltung“ suggeriert, die Anzahl der Tiere im Stall entscheidend.

Große Ställe und erfahrene Halter garantieren Tierwohl

Es gibt eine Vielzahl von Faktoren, die das Wohlbefinden der Tiere im Stall gewährleisten: Futter, Einstreu, Stallklima und insbesondere die Sachkunde und das Engagement des Geflügelhalters. Gut ausgebildete und erfahrene Halter tragen dafür Sorge, dass die Tiere unabhängig von der Größe der Herde gesund aufwachsen, sie stets Zugang zu Futter und Trinkwasser haben und ihren natürlichen Verhaltensweisen nachgehen können.

Der bewusst negative Begriff der „Masse“ lässt dabei fälschlicherweise außer Acht, dass einer großen Anzahl von Tieren auch eine entsprechend große Stallfläche zur Verfügung steht – in vielen Betrieben sind dies mehrere tausend Quadratmeter. Denn: Käfige gibt es in der Haltung von Hähnchen, Puten und Enten in Deutschland nicht. Die Tiere werden immer in Bodenhaltung aufgezogen und können sich in den Ställen frei bewegen. Das Tierwohl definiert sich demnach über viele verschiedene Faktoren und nicht allein über die Anzahl der Tiere im Stall.

Der dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft untergeordnete wissenschaftliche Beirat für Agrarpolitik hat in einem Gutachten festgestellt, dass es für die Frage des konkreten Wohlbefindens der Tiere nicht primär auf die Zahl der Tiere im Stall ankommt, sondern auf die Kompetenz des Halters. Die Betriebsgröße hat gegenüber anderen Einflussfaktoren (wie der Managementqualität) einen vergleichsweise geringen Einfluss auf das Tierwohl.

Um das Tierwohl dem Verbraucher gegenüber so transparent wie möglich darzustellen, setzen wir uns für ein staatlich verbindliches Tierwohl-Label ein.

Deutschland Spitze im internationalen Vergleich 

Eine Studie des Handelsblatt Research Institutes zeigt: Die konventionelle Geflügelhaltung ist globaler Standard – es gibt jedoch erhebliche Unterschiede bei Erzeugungsstandards und gesetzlichen Regelungen (1).

Die EU hat für Geflügel die höchsten Erzeugungsstandards der Welt. Im Ländervergleich nimmt Deutschland dabei – auch innerhalb der EU – eine Spitzenposition ein, gemeinsam mit den beiden deutlich kleineren Erzeugerländern Österreich und Schweden. Die Regelungen der anderen EU-Staaten entsprechen der EU-Benchmark. Die USA, Russland und Brasilien variieren in ihren Standards stark, liegen aber insgesamt unter denen der EU. Japan, China und Indien regulieren ihre Geflügelhaltung kaum.

Dennoch ist bei zu großer staatlicher Regulierung Vorsicht geboten: In Österreich führte eine starke Regulierung zu hohen Preisen des heimischen Geflügelfleisches. Der Anteil preiswerter Importe stieg infolgedessen überproportional, was die österreichische Erzeugung bis heute zunehmend aus dem Markt drängt. Es ist daher wichtig, weiterhin auf Selbstverpflichtung zu setzen – wie es etwa mit der Initiative Tierwohl (ITW) und den Puten-Eckwerten in der deutschen Geflügelwirtschaft bereits der Fall ist.

 

Quelle

(1) Geflügelwirtschaft weltweit – Deutschland im internationalen Vergleich, Handelsblatt Research Institute (2015)

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