Produktivität und Nachhaltigkeit: Warum das kein Widerspruch ist

Nachhaltige Fleischerzeugung und eine effiziente Produktion sind nicht nur kein Widerspruch, sondern, im Gegenteil, eng miteinander verknüpft.

Wissenschaftler und hochrangige UN-Vertreter mahnen: Die landwirtschaftliche Produktion aus politisch-ideologischen Gründen verringern und auf „Öko“ trimmen zu wollen, ist ein Irrweg. Wir müssen Ernährung sichern, um das Klima schützen zu können. Dafür brauchen wir eine verantwortungsvolle und hocheffiziente Fleischwirtschaft.

Das Image von Bio-Produkten bekommt zunehmend Risse. Forscher des Heidelberger Instituts für Energie- und Umweltforschung (ifeu) haben herausgefunden, dass Bio-Fleisch häufig klimaschädlicher sei als konventionell erzeugtes, berichtete jüngst die „BILD“-Zeitung (Paywall). Matin Qaim, Agrarökonom und Direktor des Zentrums für Entwicklungsforschung (ZEF) der Universität Bonn, wurde mit den Worten zitiert, ein Kilo Bio-Fleisch habe oft „einen größeren Klima-Fußabdruck als konventionelles Fleisch“ – weil ersteres mehr Fläche benötige, und weil die längere Weidehaltung und die dadurch bedingten größeren Mengen an Raufutter in der Bio-Haltung bei Wiederkäuern für mehr Methan-Ausstoß sorgten.

 

Gefährlicher Produktionsrückgang durch Green Deal befürchtet

Tatsächlich erzielt die ökologische Produktion wegen des Verzichts auf Mineraldünger und chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel im Durchschnitt um ein Fünftel bis ein Viertel weniger Ertrag als die konventionelle. Einzelne Schätzungen gehen von noch höheren Einbußen aus. Doch das kommt den Befürwortern einer „Extensivierung der Landwirtschaft“, also einer Verringerung der Produktionsintensität, gerade gelegen. Nicht zuletzt in der Farm-to-Fork-Strategie der EU sind Extensivierungspläne und der Ausbau der ökologischen Landwirtschaft eng miteinander verknüpft.

Doch wenn die ökologische Produktion zunehmen soll, ohne dass die verfügbare Anbaufläche steigt, heißt das nichts anderes, als dass weniger Nahrungsmittel produziert werden können – mit womöglich gravierenden Folgen für die Ernährungssicherheit, warnt David Laborde, Direktor der Abteilung für Agrar- und Ernährungswirtschaft bei der Ernährungsorganisation der Vereinten Nationen (FAO): Er mahnte die EU, die Nachhaltigkeit nicht über die Agrarproduktion zu stellen, weil andere Länder den Produktionsrückgang nicht ausgleichen könnten und dies Spannungen auf den Weltmärkten zu verursachen drohe. Der Experte riet der EU stattdessen, sich damit zu befassen, wie die EU-Länder gleichermaßen  „eine nachhaltige Intensivierung und Produktivität erreichen könnten“.

 

ZDG: Nachhaltige Erzeugung heißt heimische Erzeugung

Auch aus Sicht des ZDG sind nachhaltige Fleischerzeugung und eine effiziente Produktion nicht nur kein Widerspruch, sondern, im Gegenteil, eng miteinander verknüpft. Nachhaltig ist die Produktion von Lebensmitteln, insbesondere von Fleisch, wenn sie unter Einsatz hocheffizienter Technologien stattfindet und die Transportwege kurz sind – das ist bei der modernen heimischen Produktion der Fall. „Insbesondere bei Geflügel ist die deutsche Herkunft ein Tierwohl-, Qualitäts- und Nachhaltigkeitsversprechen – und das erfüllen wir auch“, sagt ZDG-Geschäftsführer Wolfgang Schleicher.

Dass der Trend zur Ökologisierung dem Klima mitunter sogar schade, statt ihm zu nützen, sollte der Bundesregierung die Augen öffnen, fordert Schleicher. „Es ist ein Irrsinn, wenn die breite Bevölkerung, die wegen der hohen Inflation ohnehin schon massiv belastet ist, nicht zuletzt auf politische Empfehlung möglichst immer mehr teure Öko-Lebensmittel kaufen soll – und diese dem Klima und im Zweifel auch dem Tierwohl einen Bärendienst erweisen. Damit konterkariert die Politik ihre eigenen Bemühungen um Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft und Ernährung.“

Ist eine vegane Ernährung wirklich gesünder?

Ist eine vegane Ernährung wirklich gesünder?

Vegane Lebensmittel gelten als gesund und nachhaltig. Wir sehen genauer hin.
Tierwohl-Cent: Juristisch kaum durchführbar

Tierwohl-Cent: Juristisch kaum durchführbar

Die Bauerndemonstrationen mit Zehntausenden von Landwirten haben eine Diskussion über die Agrarpolitik ausgelöst. Um was es geht.
„Endlich: Cem Özdemir will einen Putenbetrieb besichtigen!“

„Endlich: Cem Özdemir will einen Putenbetrieb besichtigen!“

Auf der Agrarministerkonferenz in Kiel hat die deutsche Putenwirtschaft ihren Sorgen um die Zukunft der heimischen Produktion Ausdruck verliehen. Putenhalterin Gräfin von Spee berichtet im Interview von der Stimmung vor Ort.
Weitere Inhalte entdecken
Mehr
Anzeigen
Datenschutzeinstellungen Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell, während andere uns helfen, diese Website und Ihre Erfahrung zu verbessern. Datenschutzeinstellungen