Klimasünder Landwirtschaft? Genauer hinschauen!

These: „Die Landwirtschaft gehört zu den größten Klimakillern!“

Häufig begegnet insbesondere Nutztierhaltern in Deutschland der Vorwurf, zu den größten Verursachern von Treibhausgasemissionen zu zählen. Die Vorstellung von Rindern, die landauf, landab riesige Methanwolken pupsen, ist allgegenwärtig. Doch neuere Studien widerlegen das Bild von der Kuh als Klimakiller. So ist Methan zwar eines der Haupttreibhausgase, hat gegenüber CO2 jedoch einen entscheidenden Vorteil: Es baut sich nach rund zehn Jahren ab. Methan hat damit keinen wachsenden negativen Effekt auf das Klima, denn es verbleibt in einem stetigen Kreislauf. Zu dieser Erkenntnis kommt Prof. Dr. Frank Mitloehner, Agrarwissenschaftler an der University of California in Davis in einer umfassenden Studie. Die von Rindern produzierte Methanmenge wird demnach im gleichen Zeitraum auch wieder abgebaut.

 

Heimisches Geflügel mit guter Ökobilanz

 

Dennoch gibt es in der Nutztierhaltung große Unterschiede bei der Ökobilanz der verschiedenen Fleischsorten. So sind Emissionen von Tiergruppen wie Geflügel „vernachlässigbar“, wie das Umweltbundesamt bestätigt. Tatsächlich schneidet Geflügelfleisch im Vergleich zu anderen Fleischarten sehr gut ab. Vom Schlupf über die Aufzucht bis zur Schlachtung und Verarbeitung kann die deutsche Geflügelwirtschaft durch eine ressourcenschonende Erzeugung ihren ökologischen Fußabdruck so gering wie möglich halten. Zur guten Bilanz tragen neben niedrigen CO2-Emissionen und geringem Wasserverbrauch auch dezentrale Strukturen innerhalb der Erzeugungskette bei, die kurze Transportwege garantieren. Die Digitalisierung, der Einsatz erneuerbarer Energien und überwiegend heimisch erzeugtes Futter eröffnen weitere Perspektiven für noch mehr Klimaschutz bei der Geflügelfleischerzeugung. Mit einem bewussten Einkauf von heimisch produziertem Geflügel können sich Verbraucherinnen und Verbraucher also nicht zuletzt auch für mehr Klimaschutz entscheiden.

Erfreulich vor dem Hintergrund des fortschreitenden Klimawandels: Insgesamt sind die Emissionen von 1990 bis 2021 in Deutschland über alle Sektoren hinweg um knapp 39 Prozent gesunken. Wahr ist aber auch: Das reicht nicht. Das Ziel für 2030 ist ein Minus von 65 Prozent. Im Vergleich von 2021 zu 2020 war zuletzt sogar wieder ein Anstieg zu verzeichnen – vor allem, weil – so das Umweltbundesamt – der Ausbau der erneuerbaren Energien nicht so schnell vorankommt wie erhofft, weil immer noch viel mit Öl und Gas geheizt und Energie verschwendet wird. Das wirkt sich auch auf die Landwirtschaft aus. Sie ist unter der Jahresemissionsmenge geblieben, die für 2021 im Bundes-Klimaschutzgesetz festgelegt war und kam zuletzt insgesamt weniger schnell bei der Reduktion voran als andere Sektoren.

 

Mehr Einsparpotential in anderen Wirtschaftsbereichen

Natürlich haben alle Branchen – wie auch die privaten Haushalte – eine Verantwortung, das ihnen Mögliche zu tun, um ihre Emissionen weiter zu senken. Auch Deutschlands Geflügelhalter schreiten in ihrem Bemühungen um mehr Klimaschutz weiter engagiert voran: Viele Produzenten gehen dazu über, die benötigte Energie aus ihrem eigenen Stoffkreislauf zu nehmen, ihre Verbräuche zu senken und sich damit auch ein Stück von den volatilen Preisen an den Energiemärkten abzukoppeln. Nach vorläufigen Zahlen des Bundesumweltamtes hatte die Landwirtschaft im Jahr 2021 jedoch einen Anteil von nur acht Prozent an den Gesamt-Treibhausgasemissionen. Zum Vergleich: Die Energiewirtschaft kam auf 32,5 Prozent, die Industrie auf 23,8 Prozent, der Verkehrssektor auf 19,4 Prozent und die Gebäudewirtschaft auf 15,2 Prozent. Der insgesamt überschaubare Anteil der Landwirtschaft an den Sektoren-Emissionen macht also deutlich: Wenn es um Einsparpotenzial geht, liegen die wesentlichen Stellschrauben in anderen Bereichen.

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