Gastro-Herkunftskennzeichnung: Diese Länder zeigen, wie es geht

Ein Blick über den Tellerrand

Transparenz zu Haltung und Herkunft von Tieren gibt es bei Lebensmitteln in Deutschland bisher nur in bestimmten Bereichen. In Restaurants, Mensen und Kantinen fehlt sie komplett. Einige unserer Nachbarländer sind hier bereits weiter – wir zeigen, welche.

Deutschland hat durchaus Erfolge vorzuweisen, wenn es darum geht, Transparenz und Klarheit für Verbraucher zu schaffen und gleichzeitig Tierwohl und Nachhaltigkeit in der Erzeugung von Lebensmitteln voranzubringen: Die freiwillige privatwirtschaftliche „Initiative Tierwohl“ ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür.

Für flächendeckende weitere Fortschritte braucht es aber eine verpflichtende staatliche Kennzeichnung, die Informationen zu Herkunft und Haltung idealerweise klug kombiniert – und die insbesondere nicht nur für den Lebensmitteleinzelhandel gilt, sondern auch in Restaurants, Mensen und Kantinen. Denn dort erfahren Verbraucher in der Regel nur auf persönliche Nachfrage, woher das Fleisch auf ihrem Teller kommt.

Will die Politik endlich Licht ins Dunkel bringen, lohnt ein Blick über Deutschlands Ländergrenzen: Einige Nachbarländer verfolgen bereits vielversprechende Ansätze bei der Herkunftskennzeichnung in der Gastronomie.

Schweiz: Die Pioniere

Die Initiativen für eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung in der Schweiz reichen bis in die 1990er Jahre zurück. Heute müssen Schweizer Restaurants und Kantinen bei sogenannten offen in den Verkehr gebrachten Lebensmitteln unter anderem die Herkunft von Fleisch und Fisch schriftlich angeben. Dabei geht es um das Land, in dem das Tier die meiste Zeit verbracht oder den größten Teil seines Gewichts erlangt hat. Außerdem ist kenntlich zu machen, wenn Fleisch oder Fleischerzeugnisse beispielsweise mit Hormonen behandelt wurden.

Wie die Gastronomen diese Informationen darstellen, können sie selbst entscheiden, ein verpflichtendes einheitliches Siegel gibt es nicht. Meist nutzen sie dafür die letzte Seite ihrer Speisekarten. In Kantinen, Mensen und Imbissen stünden die Informationen wiederum häufig auf Bildschirmen oder angeschlagenen Tafeln, erläutert Marco Breitenbach, Dozent an der Hotelfachschule Belvoirpark des Branchenverbands GastroSuisse.

 

Frankreich: Die Engagierten

Frankreich schreibt die Kennzeichnung im sogenannten Außer-Haus-Verzehr sowohl für frisches als auch gefrorenes und verarbeitetes Fleisch vor. Bemerkenswert: Während deutsche Politiker auf Vorgaben aus Brüssel warten, hat die französische Regierung den Geltungsbereich zu März 2022 sogar ausgeweitet – und zwar von Rindfleisch auf Schweine-, Schaf- und Geflügelfleisch. Die Regelung gilt zunächst bis Ende Februar 2024.

Angegeben werden müssen alle Stationen im Leben des Tieres von seiner Geburt über die Aufzucht bis zum Ort der Schlachtung. Finden nicht alle drei Schritte im gleichen Land statt, müssen Aufzucht- bzw. Schlachtland ausgewiesen werden. Ein eigenes Label ist hierbei nicht zwingend vorgesehen. Laut Gesetzestext kommt es darauf an, dass die Verbraucher die Herkunftsinformationen „in lesbarer und sichtbarer Weise“ durch entsprechende Hinweise auf Karten und Speisekarten oder auf einem anderen Medium zur Kenntnis nehmen können.

 

Österreich: Die Freiwilligen

Österreich setzt bei der verpflichtenden Herkunftskennzeichnung von Fleisch sehr früh in der Wertschöpfungskette an: bei Schlacht- und Zerlegungsbetrieben. Sie müssen gegenüber ihren Handelspartnern, die das Fleisch weiterverarbeiten, angeben, wo das Tier geschlachtet wurde und wo es seinen letzten Lebensmonat verbracht hat – alternativ das Land der Aufzucht, wenn das Tier bei seiner Schlachtung jünger war als einen Monat.

Das aktuelle Arbeitsprogramm der österreichischen Bundesregierung sieht zwar eine Ausweitung der verpflichtenden Herkunftskennzeichnung auf die Gemeinschaftsverpflegung vor, die Umsetzung steht wegen politischer Auseinandersetzungen allerdings noch aus. Fleischereien können aber bereits eine freiwillige Ursprungskennzeichnung in Form eines einheitlichen Logos für Fleisch aus österreichischer Herstellung nutzen.

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