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Neues aus der Geflügelfleischwirtschaft April 2023
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Bio-Wahn der Bundesregierung: Legen Sie die Scheuklappen ab, Herr Özdemir!

Bio-Wahn der Bundesregierung: Legen Sie die Scheuklappen ab, Herr Özdemir!

Er hat es wieder getan. Als Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) kürzlich seine Pläne zur Einführung des nunmehr vierten (!) deutschen Bio-Siegels vorstellte, wurden einmal mehr seine Prioritäten deutlich: Es geht ihm darum, über den Hebel „Gemeinschaftsverpflegung“ das Öko-Landbau-Ziel der Bundesregierung von 30 Prozent bis 2030 zu forcieren (Stand Ende 2021: 10,9 Prozent). Und darum, die Interessen einer überschaubaren Bio-Klientel zu bedienen.

Diese ideologiegetriebene Agrarpolitik mag angesichts der Parteizugehörigkeit des Ministers erwartbar sein. Für weite Teile unserer Branche – insbesondere für die Geflügelbetriebe, für die ich hier spreche – ist sie eine Enttäuschung. Sie hat den politischen Auftrag und die gesellschaftliche Verantwortung, eine historische Transformation für noch mehr Nachhaltigkeit und Tierwohl zu stemmen, bisher in keiner Weise erfüllt. In den Genuss politischer und finanzieller Unterstützung dafür kommen aktuell offenbar vorrangig jene Ideen und Akteure, die dem grünen Öko-Leitbild entsprechen. „Öko“ allein wird weder die Bevölkerung noch die heimischen landwirtschaftlichen Betriebe ernähren!

Zwar betont der Minister, nicht „missionieren“, sondern lediglich „werben“ zu wollen: unter anderem für eine stärker pflanzenbetonte Ernährung und weniger Fleischkonsum. Doch sein Ressort will mit seinen Gesetzesinitiativen sehr wohl das Lebensmittelangebot steuern und eine Lenkungswirkung erzielen. Völlig zu Recht haben Oppositionspolitiker und sogar Politiker aus den Parteien der Ampelkoalition dem Minister den Versuch vorgeworfen, „in den Kühlschrank der Menschen hineinregieren“ zu wollen. Ein Beispiel dafür sind die geplanten gesetzlichen Haltungsstandards, die heimisches Putenfleisch für viele Menschen unbezahlbar machen und deutsche Betriebe ins Wettbewerbs-Aus befördern würden. In unserer aktuellen Anzeigenkampagne warnen wir eindringlich vor diesem zerstörerischen nationalen Alleingang.

Für eine Abkehr von dieser starren Ideologie, hin zu einem unverstellten Blick auf Verbraucherbedürfnisse und Marktrealitäten über den parteipolitischen Tellerrand hinaus: Dafür werben wir auch mit dieser Ausgabe unseres News-Pickers und dafür bieten wir nach wie vor dem Bundesminister unsere konstruktive Partnerschaft an.

Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre.

Ihr Friedrich-Otto Ripke

 

Im Fokus: Tierhaltung ohne Scheuklappen

Anzeigenkampagne läuft: Nationalen Alleingang in der Putenhaltung stoppen!

Anzeigenkampagne läuft: Nationalen Alleingang in der Putenhaltung stoppen!

Die Bundesregierung plant gesetzliche Haltungsstandards in der Putenmast, die viel strenger sind als die bewährten, freiwilligen Regeln der deutschen Branche. Damit erweist sie der Bevölkerung, den heimischen Betrieben und dem Tierwohl einen Bärendienst. Mit einer Anzeigenkampagne im politischen Berlin fordert die Geflügelwirtschaft den Landwirtschaftsminister zur Umkehr auf.

Seit das sogenannte „Eckpunkte“-Papier des Bundeslandwirtschaftsministeriums (BMEL) Ende vergangenen Jahres veröffentlicht wurde, weist die Geflügelbranche darauf hin: Die Planung entbehrt jeder wissenschaftlichen oder praxisbezogenen Grundlage – und ist offenbar auf Basis von Ideologie, jedenfalls ohne jede realistische Abschätzung der Folgen entstanden. Die Kritik der Branche entzündet sich insbesondere an den vorgesehenen Besatzdichten in den Putenställen: Sie sollen gegenüber den bewährten freiwilligen Haltungsstandards der Branche, den so genannten „Bundeseinheitlichen Eckwerten“,  nochmals drastisch reduziert werden. Bei Masthähnen soll der Wert von 58 Kilogramm Lebendgewicht pro Quadratmeter auf 40 Kilogramm sinken, bei Hennen von 52 Kilogramm auf 35 Kilogramm pro Quadratmeter. Zum Vergleich: In anderen EU-Ländern sind teils mehr als 70 Kilogramm pro Quadratmeter üblich. Deutschlands schärfste Wettbewerber sind derzeit Polen, Italien und Spanien. In Polen gilt eine einheitliche Besatzdichte von 57 Kilogramm, in Italien und Spanien gibt es keine spezifischen Regelungen.

Die Bundesregierung gefährde mit ihren Plänen „den Fortbestand der heimischen, verantwortungsvollen Putenhaltung und die Tierwohl-Fortschritte unserer Betriebe“, sagt Bettina Gräfin von Spee, Vorsitzende des Verbandes Deutscher Putenerzeuger (VDP). Die Landwirtschaftskammer Niedersachsen hat kalkuliert, dass bei einer eins-zu-eins-Umsetzung der Eckpunkte der Kilopreis für die beliebte Putenbrust für Verbraucher um bis zu 2,40 Euro steigen würde. In der Produktion entstünden einem durchschnittlich großen Betrieb durch die höheren Kosten pro Mastdurchgang bis zu 61.000 Euro Verlust. Ein Minusgeschäft, das kein Betrieb auf Dauer durchhalten kann. Die Konsequenzen hat Europas größter Putenfleisch-Vermarkter HEIDEMARK zuletzt aufgezeigt: „Wenn die Gesetzesänderung, so wie vom Bundeslandwirtschaftsministerium vorgeschlagen, hundertprozentig umgesetzt wird, dann wird es dazu führen, dass wir uns langsam aus dem deutschen Markt bewegen werden“, sagte der Geschäftsführende Gesellschafter Christopher Kalvelage der Nachrichtenagentur dpa.

Anzeigenkampagne läuft: Verbraucher wollen EU-einheitliche Tierwohl-Standards!

Mit prägnanten Anzeigen im politischen Berlin (Print, Out-of-home, Online) macht der ZDG aktuell darauf aufmerksam, dass statt eines nationalen Alleingangs EU-weite Standards dringend notwendig sind, um eine Abwanderung der heimischen Betriebe in andere Länder, schlimmstenfalls sogar Pleitewellen zu verhindern (nähere Informationen sind hier zu finden). Ignoriert die Bundesregierung dieses Szenario, handelt sie nicht zuletzt gegen den erklärten Willen der Bevölkerung: Über 80 Prozent der Deutschen sprechen sich in einer repräsentativen Umfrage für einheitliche Tierwohl-Standards in der EU aus, Billigimporte lehnen die meisten Befragten vehement ab.

Der VDP fordert die deutsche Regierung auf, diesen Verbraucherwünschen Geltung zu verschaffen. Denn nur fairer Wettbewerb gewährleistet eine zukunftsfeste heimische Produktion und die Versorgung Deutschlands mit verantwortungsvoll produziertem Geflügelfleisch. VDP-Vorsitzende von Spee: „Die Tierwohl-Verantwortung deutscher Politik endet nicht an unseren Landesgrenzen!“

Hart, aber unfair: Cem Özdemirs TV-Aussagen zur Nutztierhaltung

Hart, aber unfair: Cem Özdemirs TV-Aussagen zur Nutztierhaltung

In der TV-Diskussionsrunde „Hart, aber fair“ hat Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir Aussagen zur Nutztierhaltung getroffen, die auch für die Geflügelbranche die Richtung weisen – und die teilweise Anlass zur Sorge geben. Unsere Einordnung. Foto: WDR/Oliver Ziebe

Die Worte des Bundeslandwirtschaftsministers hallen nach. Weil in der Agrarpolitik sehr viele elementare Zukunftsfragen unbeantwortet sind, sind Deutschlands Landwirte darauf angewiesen, bei öffentlichen Auftritten von Cem Özdemir besonders genau hinzuhören, um Näheres dazu zu erfahren, wie er sich die Weiterentwicklung der Nutztierhaltung vorstellt.

Einige der Aussagen, die der Grünen-Politiker bei der ARD-Sendung „Hart, aber fair“ am 17. April getroffen hat, gaben aus Sicht der Geflügelwirtschaft einmal mehr Anlass zur Irritation über die Ausrichtung und die offenkundigen Motive der deutschen Agrarpolitik.

 Fleisch entweder „billig, bio oder gar nicht“: Was ist die Devise des Ministers?

„Das muss jeder für sich selbst entscheiden“, lautet die Antwort. Der Landwirtschaftsminister sei „nicht dafür zuständig, dass er den Leuten sagt, was sie essen sollen“, sagt Cem Özdemir. Sondern dafür, ihnen „Möglichkeiten zu geben, sich gesund zu ernähren, so dass es sich alle leisten können, unabhängig von der Herkunft.“

Unsere Einordnung: Der vordergründige Eindruck, dass sich der Minister aus der Ernährung der Menschen heraushält, täuscht nicht nur – die Aussage grenzt an Irreführung der Bevölkerung. „Denn gleichzeitig beansprucht sein Ressort mit seinen vielen Initiativen für mehr Öko und eine stärker pflanzenbetonte Ernährung ganz klar die Deutungshoheit darüber, was eine gesunde und insgesamt wünschenswerte Ernährung ist – und greift damit in den privaten Entscheidungsbereich einer mündigen Bevölkerung ein. Das steht ihm nicht zu“, kritisiert Wolfgang Schleicher, Geschäftsführer des Zentralverbandes der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG). „Bio ist erwiesenermaßen nicht automatisch gesünder und nachhaltiger, auch über die Haltung von Tieren trifft es zunächst einmal gar keine Aussage.“

Richtig ist: Geflügelfleisch aus heimischer, auch herkömmlicher Produktion ist tierwohlgerecht erzeugt und gleichzeitig bezahlbar! Albert Stegemann, agrarpolitischer Sprecher der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag, bringt es in der Talkrunde auf den Punkt: „Gute Tierhaltung und günstige Lebensmittel schließen sich nicht aus. Aber bei der Umsetzung dürfen die Landwirte nicht alleingelassen werden!“ Auch wir finden: Die Politik darf nicht immer höhere Anforderungen an die Nutztierhaltung stellen, ohne gleichzeitig die praktischen Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass die Betriebe die notwendigen Mehrerlöse im Markt erwirtschaften können.

Nicht zuletzt in der Frage, was eigentlich „leistbare“ Preise für Lebensmittel sind, ist Realitätssinn und ein Gehör für die Bedürfnisse der normalen Bevölkerung angebracht. In der Talkrunde legt Rentnerin Uschi Sachs dar, warum sie sich ums Tierwohl keine Gedanken machen kann – sie müsse „bei den aktuellen Preisen erstmal gucken, dass sie satt wird“, so Moderator Louis Klamroth. Eine bedrückende Realität, die vielen Menschen in Deutschland angesichts der enormen Inflation bekannt vorkommen dürfte. „Bei allen berechtigten Bemühungen um noch mehr Tierwohl, Klimaschutz und Nachhaltigkeit: Die Ernährungssicherheit der Bevölkerung muss für Politik und Gesellschaft immer Priorität haben!“, so ZDG-Geschäftsführer Schleicher.

Sollen wir jetzt alle Vegetarier werden?

Der Minister, selbst Vegetarier, sagt: nein. Denn: „Wenn alle Vegetarier sind, dann haben wir auch ein Problem, dann haben wir keine Kreislaufwirtschaft.“ Es brauche den tierischen Dünger gerade in Zeiten, in denen der mineralische Dünger teurer geworden ist. Özdemir sagt aber auch: „Angesichts der planetaren Grenzen müssen wir dafür sorgen, dass es weniger Tiere werden (…).“

Unsere Einordnung: Was die Kreislaufwirtschaft betrifft, hat Cem Özdemir Recht – unser Ernährungssystem braucht den tierischen und den pflanzlichen Erzeugungsweg gleichermaßen, um zu funktionieren (hier fahren Sie mehr darüber ).

Bei der politisch gewünschten Reduzierung der Nutztierhaltung können wir der Regierung indes nur raten, die grenzüberschreitenden Folgen ihres Handelns zu bedenken: Wenn die Bevölkerung weiterhin Fleisch konsumieren will – und gerade bei Geflügelfleisch steigt die Nachfrage weiter – , dann wird der Bedarf bei reduzierten Tierzahlen in Deutschland künftig stattdessen immer stärker von ausländischen Mitbewerbern bedient. Und deren Haltungs- und Produktionsstandards kann niemand transparent nachvollziehen. Das kann nicht im Sinne der Bundesregierung sein. „Wir brauchen eine starke, heimische Erzeugung – die sich selbstverständlich im Sinne des Tierwohls und der Nachhaltigkeit weiterentwickeln will, kann und wird, wenn die Politik ihr den notwendigen Flankenschutz gibt“, so ZDG-Geschäftsführer Wolfgang Schleicher.

Umbau der Nutztierhaltung gewünscht – aber wer zahlt ihn?

Dem Bundeslandwirtschaftsminister ist nach eigener Aussage durchaus klar, dass der Umbau der Nutztierhaltung für mehr Tierwohl und Nachhaltigkeit, der der Regierung vorschwebt, Geld kostet – weil Investitionen in Umbauten und höhere Haltungsformen für die Landwirte erst einmal „Einnahmeausfälle“ bedeuteten. Er verweist auf die Anschubfinanzierung von einer Milliarde Euro, die die Bundesregierung für die laufende Legislaturperiode vorsieht.

Unsere Einordnung: Der Hinweis auf das Investitionsrisiko der Landwirte ist absolut berechtigt, denn sie tragen nicht nur Verantwortung für die Ernährungssicherheit der Bevölkerung, sondern auch für Mitarbeiter und Familien. „Kein Landwirt, der betriebswirtschaftlich und verantwortungsvoll handelt, wird in Umbauten investieren, solange er nicht weiß, ob und wann er die höheren Kosten über den Markt wieder einspielen kann. Unsere Betriebe wollen im Markt Geld verdienen und nicht an den staatlichen Subventionstropf gelegt werden“, so ZDG-Geschäftsführer Schleicher.

Tatsächlich schätzen Experten die Kosten der Weiterentwicklung der Nutztierhaltung in Form von Stallumbauten und höheren Haltungskosten auf gut vier Milliarden Euro jährlich. Die Zahlen verdeutlichen, dass die öffentliche Hand niemals in der Lage sein wird, diese Summen an Fördermitteln jährlich bereit zu stellen. „Ein staatliches Subventionieren gegen den Markt wird scheitern“,  ist sich Schleicher sicher.

Schweinehalterin und Talkrunden-Gast Gesa Langenberg führt einen Kritikpunkt auf, der auch der heimischen Geflügelwirtschaft Bauchschmerzen bereitet: Der Fokus der Politik liege sehr stark auf der ökologischen Landwirtschaft – zum Beispiel will die Bundesregierung lediglich Umbauten von Betrieben finanziell fördern, die damit mindestens Haltungsformstufe 3 erreichen. Das kommt aus ZDG-Sicht einer Diskriminierung des Großteils der konventionellen Fleischerzeugung gleich. Mit Blick auf die gewünschte Weiterentwicklung einer ganzen Branche müsse die Politik „jede Verbesserung des Tierwohls honorieren“, fordert Langenberg – es könne nicht sein, dass Öko-Betriebe die Einzigen sind, die profitieren.

Gewusst, wie

Studie: Hähnchenfleisch-Esser tun Gutes für Gesundheit und Klimaschutz
Studie: Hähnchenfleisch-Esser tun Gutes für Gesundheit und Klimaschutz

Kann es gelingen, gleichzeitig gesund und klimafreundlich zu essen? Die Antwort ist Ja! Zu diesem Ergebnis kamen renommierte Forscher, die den Einfluss verschiedener Lebensmittel auf Gesundheit von Menschen und Klimaschutz untersucht haben. Unter den betrachteten Fleischsorten weist Hähnchen beachtliche Effekte auf.

In der Studie „PNAS Multiple health and environmental impacts of food“ untersuchten Wissenschaftler der Oxford University, der University of Minnesota und der University of California, wie sich der Verzehr einer zusätzlichen Portion eines bestimmten Lebensmittels pro Tag auf die Gesundheit des Menschen und gleichzeitig auf die Umwelt auswirkt – und wie Umwelt- und gesundheitliche Effekte miteinander korrelieren.

Dazu nahmen sie 15 verschiedene Lebensmittel bzw. Lebensmitteltypen unter die Lupe: Hähnchen, Milchprodukte, Eier, Fisch, Obst, Hülsenfrüchte, Gemüse, Nüsse, Olivenöl, Kartoffeln, verarbeitetes und unverarbeitetes Rotfleisch, raffiniertes Getreide und Vollkorngetreide, und mit Zucker gesüßte Getränke.

Sie betrachteten, wie der Konsum dieser Lebensmittel sich jeweils auf die Wahrscheinlichkeit des Eintritts fünf ausgewählter Gesundheitsrisiken (koronare Herzerkrankungen, Darmkrebs, Diabetes, Schlaganfälle, Sterblichkeit insgesamt) und auf fünf Aspekte von Umweltbelastung auswirkt (hoher Wasserverbrauch, Versauerung, überhöhter Nährstoffeintrag in Gewässern, Landnutzung, Treibhausgas-Ausstoß). Dabei weisen sie darauf hin, dass diese Untersuchung nur einen kleinen Teil der tatsächlichen Auswirkungen von Ernährung auf Gesundheit und Umwelt abbilden kann und hier speziell westlich geprägte Ernährungsweisen im Fokus standen.

Dennoch liefert die Studie interessante Erkenntnisse:

  1. Lebensmittel, die das Risiko für eine der fünf betrachteten Gesundheitsrisiken senken, tun dies in der Regel auch für die anderen vier.
  2. Verursacht eines der betrachteten Lebensmittel in der Produktion relativ geringe Umweltschäden im Hinblick auf eines der betrachteten Umweltrisiken, so halten sich die schädlichen Effekte in der Regel auch bei den anderen vier Umweltrisiken in Grenzen.
  3. Essen, das die Mortalität senkt, also als „gesund“ eingestuft wird, hat in der Produktion auch tendenziell geringe schädliche Umweltauswirkungen: Das gilt vor allem bei für Getreide, Früchte, Nüsse und Olivenöl – und generell für gering verarbeitete Lebensmittel.
  4. Umgekehrt verursachen Lebensmittel, die die Sterblichkeit erhöhen, aber nicht automatisch große Umweltschäden. Ein Beispiel dafür sind mit Zucker gesüßte Getränke, die der Studie zufolge die Gesundheit negativ beeinflussen, in der Produktion aber mit die niedrigsten Umweltschäden aller betrachteten Lebensmittelkategorien verursachen.
  5. Die Produktion von Hähnchenfleisch liegt beim Umweltimpact im Mittelfeld, während sein verstärkter Verzehr – zumindest im Rahmen dieser Studie – keinen „signifikanten“ Einfluss auf die betrachteten gesundheitlichen Auswirkungen brachte.
  6. Die Studie sieht Hähnchen und Fisch bei Umwelt- und Gesundheitsauswirkungen ungefähr gleichauf (s. Grafik). Allerdings weisen die Autoren darauf hin, dass insbesondere bei Fisch die Umwelteffekte in Abhängigkeit der Produktions- bzw. Fangweise (Schleppnetzfischerei, Aquakultur etc.) stark variieren.

 

Fazit

Was schließen die Forscher aus ihren Ergebnissen? Zum einen: Lebensmittel und Ernährungsweisen, die Gesundheitsrisiken signifikant reduzieren, helfen automatisch dabei, internationale Nachhaltigkeits- bzw. Klimaziele zu erreichen – weil es sich hier tendenziell um wenig verarbeitete Lebensmittel handelt, deren Produktion vergleichsweise wenig negative Umweltauswirkungen hat.

Zum anderen: Auch Lebensmittel, die bei Umweltauswirkungen „nur“ mittelgut abschneiden und/oder bei deren verstärktem Verzehr keine signifikanten gesundheitlichen Auswirkungen zu verzeichnen waren (hierzu zählen die Forscher Milchprodukte, Eier und Hähnchen), könnten „dazu beitragen, internationale gesundheits- oder umweltorientierte Nachhaltigkeitsziele zu erreichen“, schreiben die Forscher. Und zwar dann, „wenn sie verwendet werden, um Lebensmittel zu ersetzen, die weniger gesund sind oder hohe Umweltauswirkungen haben“.

Hierzu kommentiert ZDG-Präsident Friedrich-Otto Ripke: „Der überwältigende Teil der Bevölkerung will und wird auch in Zukunft Fleisch essen. Die Ergebnisse der Studie zeigen: Wählen die Menschen vermehrt Hähnchenfleisch statt schädlicheren Alternativen, können sie damit sowohl für die Umwelt als auch für ihre Gesundheit Gutes tun.“

Geflügelzukunft on tour

Großer Andrang, große Offenheit: Geflügelwirtschaft auf dem FDP-Parteitag
Großer Andrang, große Offenheit: Geflügelwirtschaft auf dem FDP-Parteitag

Am Stand der Geflügelwirtschaft auf dem FDP-Parteitag haben sich zahlreiche Politikerinnen und Politiker zum Austausch mit Fachleuten der Geflügelbranche getroffen – und echtes Interesse an unseren Themen und Anliegen gezeigt. Das ermutigt uns, den Weg des Dialogs mit der Politik fortzusetzen. Hier sind die schönsten Impressionen.

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Putenhalter-Demo in Kirchberg: Seien Sie dabei!
Putenhalter-Demo in Kirchberg: Seien Sie dabei!

Am 4. Mai findet in Kirchberg an der Jagst die Nachhaltigkeitskonferenz des Bundeslandwirtschaftsministeriums statt. Auch das Thema Tierhaltung wird dort diskutiert. Der ZDG plant eine Demonstration vor Ort – und ruft insbesondere heimische Putenhalter auf, teilzunehmen. Nachhaltig erzeugtes Putenfleisch bedeutet Putenfleisch aus Deutschland – deshalb muss die Bundesregierung ihre „Eckpunkte“ zur Mastputenhaltung zurücknehmen! 

 

 

Der Gegencheck

Selbstversorgungsgrad: Nicht alle Fleischarten in einen Topf werfen!

 These: „In Deutschland gibt es eine enorme Fleisch-Überproduktion!“

 

Die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE), die zum Geschäftsbereich des Bundeslandwirtschaftsministeriums gehört, veröffentlicht regelmäßig die neuen Selbstversorgungsgrade für bestimmte Lebensmittel bzw. Lebensmittelkategorien. Sie bilden ab, inwieweit sich ein Land mit einem Lebensmittel „selbst versorgen“ kann – also, zu wie viel Prozent die heimische Produktion den Bedarf der eigenen Bevölkerung deckt (hier erfahren Sie mehr zum Thema).

Die untenstehende Grafik weist für das Lebensmittel „Fleisch“ für das Jahr 2021 (das ist die aktuellste Jahresauswertung) einen Wert von 121 Prozent aus. Heißt das, dass wir in Deutschland deutlich mehr Fleisch produzieren als wir (ver-)brauchen? Gegner der Nutztierhaltung interpretieren das so – und untermauern damit ihre Forderung nach einer Reduktion der Tierbestände am Standort Deutschland.

 

Die Wahrheit ist: „Fleisch“ ist hier ein Sammelbegriff, differenziert nach Tierart fallen die Selbstversorgungsgrade sehr unterschiedlich aus. Speziell der Wert für Geflügel geht seit Jahren zurück und lag nach vorläufigen Zahlen im Jahr 2022 bei rund 97 Prozent. Bei Putenfleisch waren es sogar nur noch rund 82 Prozent. Das heißt, dass heimische Geflügelproduzenten die Nachfrage hierzulande schon jetzt nicht mehr bedienen können, sondern zunehmend Fleisch importiert wird. Denn im Gegensatz zu anderen Fleischarten ist die Nachfrage nach Geflügel ungebrochen.

 

Zwar ist der grenzüberschreitende Handel von Fleisch in einer globalisierten Welt und insbesondere auf dem EU-Binnenmarkt legitim und üblich. Weil Geflügelteile, die hierzulande weniger beliebt sind, in anderen Ländern als Delikatesse gelten – zum Beispiel Hühnerfüße –, trägt er sogar dazu bei, Lebensmittelverschwendung zu begrenzen. Klar ist aber auch: Wenn es um Tierwohl und Nachhaltigkeit geht, ist eine heimische Produktion die beste Wahl. Nur bei Geflügelfleisch, das aus Deutschland kommt, wissen wir genau, unter welchen Haltungs- und Produktionsstandards es hergestellt wurde. Im Ausland sind die Haltungs- und Produktionsbedingungen mindestens unklar, meistens schlechter als bei uns. Hinzu kommen die langen Transportwege.

 

ZDG-Präsident Friedrich-Otto Ripke bringt es auf den Punkt: „Minderwertiges Fleisch zu importieren, Klima- und Tierwohl-Probleme zu exportieren: Das kann nicht das Ziel eines grün geführten Landwirtschaftsministeriums sein.“ Kontinuierlich sinkende Selbstversorgungsgrade sind daher nicht weniger als eine Mahnung an die Politik, die heimische Erzeugung von Geflügelfleisch zu stärken, um eine qualitativ hochwertige, verantwortungsvolle Nahrungsmittelversorgung zu gewährleisten.

Selbstversorgungsgrad: Nicht alle Fleischarten in einen Topf werfen!
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