Zwischen Hofalltag und Hilfstransporten

So engagiert sich ein Geflügelhalter für geflüchtete Menschen
Krieg in der Ukraine, Lebensmittelengpässe in eingekesselten Städten, Millionen Menschen auf der Flucht: Geflügelhalter Arne Greve aus Niedersachsen wollte nicht tatenlos zuschauen. Seit Wochen sammelt er Hilfsgüter und fährt damit immer wieder an die ukrainische Grenze. „Die Eindrücke von Leid, aber auch Dankbarkeit werden mich nicht so schnell wieder loslassen“, sagt er.  

Die Bilder vom Krieg kamen direkt mit dem Einmarsch der russischen Truppen in die Ukraine. Tag für Tag wurden sie erschütternder. „Ich habe das zu Hause am Bildschirm nicht lange ausgehalten“, erzählt Arne Greve. „Ich musste helfen.“

Sich einzumischen, Dinge in die Hand zu nehmen und etwas zu wagen, ist für den 38-Jährigen nichts Ungewöhnliches. In jungen Jahren stellte er den Hof, den er in zehnter Generation in Teplingen im niedersächsischen Wendland betreibt, von einem Mischbetrieb mit Schweinen konsequent auf Hähnchenmast um. Auch politisch hat er Erfahrungen gesammelt, bei etlichen Berliner Großdemonstrationen gegen eine verfehlte Agrarpolitik war er mit seinem Traktor dabei. „Aber so ein direktes Engagement für andere ist ganz neu für mich“, erzählt Greve.

 

Angebote schon vor der Abfahrt

Anfang März setzte er sich mit einem Freund in einen Bulli und fuhr gen Osten, Richtung Lublin, in das Länderdreieck von Polen, Ukraine und Belarus. Das Auffanglager hatten sie zuvor recherchiert. „Es war erschütternd, Kinder zu sehen, die bei minus fünf Grad in dünnen Decken am Rande der Autobahn kauerten“, erzählt er von der Ankunft. Die Männer registrierten sich bei den Behörden und boten Plätze für den Transport nach Niedersachsen an.

Der Bus war schnell voll, mit zwei Frauen und acht Kindern – teils deren eigene, teils die von Angehörigen, die in der Ukraine geblieben waren. Die Unterkunft auf Höfen rund um Teplingen war längst organisiert. „Das ist das Wendland: Meine geplante Tour hatte sich schnell herumgesprochen, schon vor der Abfahrt hatte ich ein Dutzend Wohnangebote“, so Greve. Die Frauen und Kinder sind immer noch vor Ort, er trifft sie manchmal.

Inzwischen ist Greve mit seinen Unterstützern dazu übergegangen, reine Gütertransporte Richtung Ukraine zu fahren. Er hat festgestellt, dass dies mit seinen Möglichkeiten als Landwirt und mit seiner Vernetzung in der Region die bessere Unterstützung ist. Supermärkte und Betriebe haben massenhaft Hilfsgüter auf seinen Hof gefahren. Von befreundeten Bauern, Dorfbewohnern und ihm selbst kamen vor allem Obst, Gemüse und Kleidung.

 

Stabile Lieferkette

Ein 40 Tonnen LKW war zweimal schnell voll. In gut zweieinhalb Tagen ging es für Greve jeweils nonstop hin und zurück. Der Umschlagplatz liegt in der Nähe des polnischen Jaroslaw. Dort wird die Ware auf ukrainische Kleintransporter verteilt. Greve sagt: „Es tut gut zu sehen, wie dankbar die Fahrer unsere gesammelten Güter aufnehmen.“ Die Logistik steht. Inzwischen kündigt Greve die Touren ein paar Tage vorher an. Er rechnet mit etlichen weiteren Fahrten, denn die Spendenbereitschaft im Wendland ist ungebrochen.

Für Greve heißt das: Es bleibt auch in den nächsten Wochen bei dem anstrengenden Spagat zwischen Hof und Hilfstransporten. Sein Betrieb hat rund 80.000 Mastplätze, und zusätzlich sind rund 400 Hektar Ackerland zu bewirtschaften – dort wachsen Weizen, Mais, Kartoffeln und Karotten. Seine zwei Mitarbeitenden fangen eine Menge ab, dazu seine Frau und sein Vater, der „zum Glück noch rüstig ist“. Greves Arbeitstage sind trotzdem lang wie nie. Er sagt: „Es ist die Sache allemal wert.“

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