So teuer werden die Puten-Pläne der Bundesregierung

Kalkulation der Landwirtschaftskammer: Gesetzliche Haltungsstandards verteuern Putenfleisch und drängen heimische Betriebe ins Aus

Mit ihren Plänen für gesetzliche Haltungsstandards in der Putenmast schießt die Bundesregierung weit übers Ziel hinaus. Wie weit, zeigt eine Folgenabschätzung der Landwirtschaftskammer Niedersachsen: Deutsches Putenfleisch droht zum unerschwinglichen Luxusartikel zu werden, die zu erwartenden Kostensteigerungen reißen heimische Produzenten tief ins Minus.

Das Eckpunkte-Papier des Bundeslandwirtschaftsministeriums (BMEL) sieht vor, dass die Besatzdichten in Putenställen je nach Geschlecht des Tieres 35 beziehungsweise 40 Kilogramm Lebendgewicht pro Quadratmeter verfügbarer Fläche künftig nicht überschreiten dürfen. Kombiniert mit einer rechnerischen Maximalanzahl von 1,9 Hähnen beziehungsweise 3,1 Hennen pro Quadratmeter, ergeben sich die strengsten Anforderungen in der ganzen EU.

Setzt die Bundesregierung die Pläne so um, werden sowohl Verbraucherinnen und Verbraucher als auch Landwirte dies schmerzhaft zu spüren bekommen. Die Landwirtschaftskammer Niedersachsen hat im Auftrag des Verbandes Deutscher Putenerzeuger (VDP) die ökonomischen Folgen der BMEL-Pläne durchgerechnet – mit besorgniserregenden Ergebnissen.

  • Auswirkungen auf die Verbraucherpreise: Luxusartikel Putenbrust

Der Preis für die beliebte Putenbrust steigt bei Umsetzung der Pläne um bis zu 2,40 Euro pro Kilo. Dabei gehört Putenfleisch, beispielsweise Schnitzel, laut Marktforschungsinstitut GfK mit einem Monatsdurchschnittspreis von fast 11 Euro pro Kilo (Stand Dez. 22) seit längerem zu den hochpreisigen Fleischgerichten. Das liegt vor allem daran, dass heimische Betriebe mit den „Bundeseinheitlichen Eckwerten“ sowie den Anforderungen der Initiative Tierwohl (ITW) freiwillig zu Tierwohl-Standards produzieren, die zu den höchsten weltweit zählen und entsprechend hohe Erzeugungskosten verursachen.

  • Auswirkungen auf die Produktionskosten: Pleitewelle absehbar

Laut der Landwirtschaftskammer drohen einem durchschnittlich großen Betrieb infolge der direkten und indirekten Mehrkosten durch die BMEL-Pläne rund 61.000 Euro Verlust pro Mastdurchgang bei Hähnen und rund 35.000 Euro Verlust bei Hennen (weitere Informationen in untenstehender Bildergalerie, Näheres zu den Berechnungsgrundlagen hier).

Dabei bleibt den Produzenten pro Mastdurchgang schon heute nicht viel Ertrag: Bei Hähnen sind es durchschnittlich rund 4500 Euro, bei Hennen rund 560 Euro. „Ein solches Verlustgeschäft hält kein Betrieb lange durch – und von Investitionen in noch mehr Tierwohl kann dann erst recht keine Rede mehr sein“, sagt die VDP-Vorsitzende Bettina Gräfin von Spee, die auch Präsidiumsmitglied beim Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG) ist. „Stattdessen landet auf deutschen Tellern noch mehr Putenfleisch ausländischer Billigimporteure, die häufig unter schlechteren Haltungsbedingungen produzieren.“

Informationen zu den Besatzdichten in den wichtigsten Wettbewerberländern: s. Bildergalerie unten

 

Bildergalerie: Ökonomische Folgen der BMEL-Planung, Besatzdichten und Selbstversorgungsgrade im Ländervergleich

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