Zukunftsforum Gesundheit & Ernährung

Dialogrunde zu Geflügelfleisch - zwischen Genuss und Geboten

Eine gesunde und ausgewogene Ernährung wird den Menschen immer wichtiger. Für alle, die beim Fleischverzehr auf eine bewusste Lebensweise achten, sind Hähnchen, Pute & Co. die Superstars unter den Fleischarten. Deswegen beschäftige sich das dritte Zukunftsforum mit Gesundheits- und Ernährungsthemen – unsere zentrale Fragestellung für die Diskussion: „Zwischen Genuss, Gesundheit und Geboten – Wie viel Geflügelfleisch gehört zu einem ausgewogenen Ernährungsplan?

Eingeladen hatten wir dazu:

Dr. Ingo Stryck, Diplom-Ökotrophologe und Vorsitzender Arbeitskreis Kommunikation der deutschen Geflügelwirtschaft

Dr. Gero Hocker, agrarpolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion; Mitglied im Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft

Stephanie Wunder, Ecologic Institut Berlin, Senior Fellow und Koordinatorin des Bereiches Ernährung

Hendrik Otto, Zwei-Sterne-Koch und Küchenchef des Lorenz Adlon Esszimmer in Berlin

Dr. Alexa Iwan, Ernährungswissenschaftlerin und Buchautorin

Entsprechend intensiv wurde auf unserem Podium über die Veränderungen im Ernährungsverhalten der Menschen und die positiven Eigenschaften von Geflügelfleisch im gesundheitlichen Kontext debattiert. Dr. Ingo Stryck, Gastgeber der Runde, stellte fest: „Geflügelfleisch ist in Deutschland das jüngere und modernere Fleisch. Wir werden künftig ein Miteinander von Fleisch und Fleischalternativen haben, aber Geflügel dürfte hier deutlich weniger ersetzt werden als andere Fleischarten.“

Impressionen

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Deutschland wird mehr und mehr zum Geflügelfleischland – gegen den allgemeinen Trend stieg der Pro-Kopf-Verbrauch von Geflügelfleisch auch im vergangenen Jahr. Was sind die Gründe dafür? Neben dem guten Geschmack sei ein weiterer Grund, dass „Geflügelfleisch ein wahnsinnig hochwertiger und leicht verdaulicher Eiweißlieferant mit einem niedrigen Fettgehalt ist – und das ist für eine moderne, ausgewogene Ernährung wichtig“, so Stryck.

Wie sinnvoll ist eine fleischlose Ernährung?

Dr. Alexa Iwan favorisiert die omnivore Ernährung – also eine gesundheitsbewusste Lebensweise mit pflanzlichen und tierischen Komponenten. Sie erklärte, warum sie dabei eher zum Geflügelfleisch greift als zu anderen Produkten: „Ich achte darauf, dass Lebensmittel möglichst wenig verarbeitet sind. Ich sehe sehr wohl, dass ein natürlich aufgezogenes Tier ein sehr hochwertiges Proteinprodukt ist – welches ich auch ganz gezielt in meine Ernährung einbaue“. Es sei aber auch möglich, sich mit einer fleischlosen Lebensweise gesund zu ernähren: „Ich würde niemals der Aussage folgen, ohne Fleisch geht es nicht.“

Der wachsende Anteil von Vegetariern und Veganern dominiere in der Medienberichterstattung die Agenda und zeichne ein völlig falsches Bild, sagte Dr. Gero Hocker. Er wies daraufhin, dass es immer noch eine Diskrepanz zwischen sozialerwünschten Angaben in Umfragen und dem tatsächlichen Verhalten an der Fleischtheke gebe: „Die Zahlen sprechen eine andere Sprache: Da liegt der Fleischkonsum über alle Fleischsorten seit Jahren bei etwa 60 Kilogramm pro Person im Jahr – mit Verschiebungen zu Gunsten von Geflügel und zu Lasten vom Schwein.“

Auch das Für und Wider von Fleischersatzprodukten wurde diskutiert. Inzwischen gibt es hier ein breites Angebot – von Insektenproteinen bis hin zu im Labor gezüchtetem In-Vitro-Fleisch. Ernährungsexpertin Stephanie Wunder erklärte die steigende Nachfrage nach fleischlosen Alternativen damit, dass diese den Menschen in einer lange vom Fleisch geprägten (Ess-)Kultur den Weg zu einer stärker pflanzenbasierten Ernährung erleichtern: „Fleischersatzprodukte schaffen da eine gute Brücke.“ Hendrik Otto blieb als Koch skeptisch gegenüber solchen Ersatzprodukten. Er sagte: „Wenn ich die Zutatenliste lese mit den zahlreichen Zusatz- und Konservierungsstoffen, habe ich kein gutes Gefühl. Eine gesunde Ernährung definiere ich anders.“

Lässt sich Geflügelfleisch ohne Risiko genießen?

In der Debatte um die Qualitätsstandards bei der hiesigen Geflügelfleischerzeugung verwies FDP-Politiker Hocker auf das hohe Niveau von Sicherheit und Kontrollen über alle Haltungsformen: „Die Berichte der Gesundheitsämter und Veterinärbehörden zeigen eindeutig: Die gesundheitlichen Risiken, die unmittelbar beim Verzehr von Fleisch entstehen, sind sehr gering – das gilt sowohl für konventionell wie auch ökologisch erzeugtes Fleisch.“

Intensiv diskutierte die Runde den Antibiotika-Einsatz in der Geflügelhaltung. Eine Frage dabei: Wie groß ist die Gefahr von Rückständen im Geflügelfleisch? Dr. Stryck unterstrich: „Ein Rückstandsrisiko gibt es nicht, Geflügelfleisch ist zu 99,9% rückstandsfrei“. Er machte deutlich, dass die Entstehung multiresistenter Keime, also Antibiotikaresistenzen, kein ursächliches Problem der Nutztierhaltung sei. Diese träten vor allem in der Humanmedizin auf, hauptsächlich in Krankenhäusern.

Die Wissenschaftlerinnen Wunder und Dr. Irwan nahmen die Geflügelwirtschaft in die Pflicht, den Antibiotikaeinsatz weiter zu reduzieren. Sie folgen dem sogenannten One-Health-Ansatz, wonach die Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt eng miteinander verknüpft sind. „Wenn wir jetzt nicht eingreifen, wirken irgendwann die Reserveantibiotika nicht mehr für uns Menschen, weil wir gegen alles resistent sind“, sagte Dr. Iwan. Dr. Gero Hocker machte deutlich, dass der Antibiotika-Einsatz in der Tierhaltung in den vergangenen Jahren einen deutlichen Rückgang verzeichnet hat. Das belegen die Zahlen aus dem Antibiotika-Monitoring.

Fortsetzung nach der Sommerpause

Das dritte Zukunftsforum moderierte wie zuvor die Fernsehjournalistin Birgit von Bentzel.

Nach einer kurzen Sommerpause führt die deutsche Geflügelfleischwirtschaft den Dialog über eine zukunftsorientierte Geflügelhaltung am Standort Deutschland fort. Das vierte Zukunftsforum findet am 9. September statt – also in der Hochphase des Bundestagswahlkampfs. Auf der Agenda steht dann ein wichtiges Thema mit vielen politischen Aspekten: Wie lässt sich die regionale Herkunft bei der Geflügelfleischerzeugung stärken?

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