Haltung und Aufzucht

Gute Haltungsnoten – Stall erlaubt natürliche Verhaltensweisen

Das Wohlergehen der Tiere im Stall ist für Hähnchen- und Putenhalter das Wichtigste. Mindestens zwei Mal am Tag ist jeder Halter bei den Tieren im Stall und kontrolliert die Herde. Er schaut sich dabei Wohlergehen, Erscheinungsbild und Verhalten seiner Tiere ganz genau an. Sollte einmal etwas mit seiner Herde nicht in Ordnung sein, kann er bei Bedarf jederzeit reagieren. Die Geflügelhalter verwenden in ihren Ställen modernste Technologien: Mithilfe innovativer Technik überprüft er regelmäßig Luftaustausch, Licht, Temperatur und Futterverbrauch.

So werden Hähnchen und Puten gehalten

Weitläufige Ställe ermöglichen natürliche Verhaltensweisen

Hähnchen werden in Deutschland niemals in Käfigen, sondern ausschließlich in Bodenhaltung aufgezogen. Bodenhaltung bedeutet, dass die Tiere in weitläufigen, oft über tausend Quadratmeter großen Ställen gehalten werden. Dabei werden männliche und weibliche Tiere gemeinsam aufgezogen. In den Ställen können sich die Hähnchen jederzeit frei bewegen – und sie haben stets freien Zugang zu frischem Tränkwasser und altersgerechtem Futter. Der Boden ist mit einer natürlichen Einstreu aus Strohhäckseln oder Hobelspänen bedeckt. Lichtöffnungen und Beleuchtung sorgen für einen natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus.

Hähnchen können im Stall so ihre natürlichen Verhaltensweisen wie Picken, Scharren oder Staubbaden ausleben.

 

Initiative Tierwohl schafft tiergerechte Verhältnisse

Wie viele Hähnchen in einem Stall gehalten werden dürfen, richtet sich nicht nach der Anzahl der Tiere, sondern nach dem Gewicht, das die Tiere bis zum Ende der Aufzucht erreichen. Angegeben wird dieser Wert durch die Besatzdichte in der Einheit Kilogramm pro Quadratmeter (kg/m²). In Deutschland gilt dabei mit 39 kg/m² eine geringere Besatzdichte, als es der EU-Standard mit 42 kg/m² vorsieht. Wichtig: Die maximal zulässige Besatzdichte wird immer erst gegen Ende der Aufzuchtphase erreicht.

Übrigens: Mehr als 80 Prozent der Hähnchen- und Putenhalter nehmen am Programm der Brancheninitiative Tierwohl (ITW) teil und setzen mit 35 kg/m² sogar eine noch niedrigere Besatzdichte um. Der Teilnehmerkreis der Initiative Tierwohl wächst kontinuierlich weiter, immer mehr Halter entscheiden sich für das Programm. Zusätzlich zu einer niedrigeren Besatzdichte legen Mitglieder der Initiative Tierwohl Wert auf Beschäftigungsmaterialien, die das natürliche Pick- und Scharverhalten unterstützen.

Spielzeug und Rückzugsorte sorgen für tiergerechte Haltung

Puten werden in Deutschland ausschließlich in Bodenhaltung aufgezogen. In den weitläufigen Ställen können sie sich jederzeit frei über die gesamte Fläche bewegen. Die meisten Putenställe sind Offenställe, die eine großzügige Fensterreihe, direkte Luftzufuhr und Tageslicht bieten. Der Stallboden ist mit einer natürlichen Einstreu – meist aus Stroh – bedeckt. Die Puten haben stets Zugang zu Trinkwasser und Futter. In der Putenhaltung werden sowohl die männlichen als auch die weiblichen Tiere aufgezogen. Da Putenhähne und -hennen aber unterschiedlich schnell wachsen, werden sie getrennt voneinander gehalten, damit der Halter zielgerichteter auf die Bedürfnisse der Tiere eingehen kann.

Weil Puten besonders neugierig und verspielt sind, sorgen die Halter für Abwechslung bei den Beschäftigungsmaterialien. Besonders reizvoll für die Puten: Gegenstände, die sich bewegen und die veränderbar sind. Picksteine oder sich drehende Strohkörbe, aber auch Alltagsgegenstände wie eine alte Jeans erkunden Puten besonders gerne.

So gerne sie spielen, so wichtig sind für Puten auch Rückzugsorte. Dabei schafft jeder Putenhalter individuelle Lösungen für seine Tiere – kaum ein Putenstall gleicht dem anderen. Mit Strohballen, erhöhten Sitzgelegenheiten, Unterschlupfmöglichkeiten oder auch einem Wintergarten mit überdachtem Zugang nach draußen sorgen die Halter für eine Strukturierung des Stalls.

Puten-Eckwerte – freiwillige Selbstverpflichtung

Eine Besonderheit in der Putenhaltung sind die sogenannten Puten-Eckwerte, eine freiwillige Selbstverpflichtung der Branche, die für jeden Putenhalter in Deutschland gilt. Diese „Bundeseinheitlichen Eckwerte für eine freiwillige Vereinbarung zur Haltung von Mastputen“ geben einen rechtsähnlichen Rahmen für die gesamte Putenhaltung in Deutschland und legen fest, wie die Tiere gehalten werden sollen.

Wichtige Bestandteile der Eckwerte sind Vorgaben zu Beschäftigungsmaterialien und Stallstrukturierung. Aber auch die fundierte Sachkunde der Tierbetreuer ist für das Wohlbefinden der Tiere unerlässlich. Deshalb nehmen Putenhalter mindestens einmal im Jahr an Fortbildungsmaßnahmen teil. Im Juli 2021 hat das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft das Thema der EU-weiten Mindeststandards im EU-Agrarrat auf die Agenda gebracht. Die deutsche Geflügelwirtschaft fordert seit Jahren einheitliche Standards für die Haltung von Puten innerhalb der EU.

Gesundheitskontrollprogramm – Zukunft der Putenhaltung

Mit den Puten-Eckwerten wurde außerdem das Gesundheitskontrollprogramm eingeführt. Das bedeutet: In der Schlachterei werden die Schlachtkörper der Puten mithilfe moderner Technik detailliert untersucht. Durch den genauen Blick auf verschiedene Indikatoren – zum Beispiel die Gesundheit der Fußballen oder Veränderungen an der Brusthaut der Puten – lassen sich Rückschlüsse auf die Gesundheit und das Wohlbefinden der Tiere während der Haltung im Stall ziehen. Gibt es hier Auffälligkeiten, werden die Halter umgehend informiert. Gemeinsam mit dem bestandsbetreuenden Tierarzt wird ein Gesundheitsplan erarbeitet und umgesetzt, sodass die Behandlung nachfolgender Herden umgehend verbessert werden kann.

Das Gesundheitskontrollprogramm sorgt für einen kontinuierlichen Austausch zwischen Schlachthof und Putenstall und damit für die konstante Weiterentwicklung der Putenhaltung.

Besatzdichte durch Puten-Eckwerte eingegrenzt

Wenn von Besatzdichte die Rede ist, so ist nicht die Zahl der Tiere entscheidend, sondern das Gewicht, das die Tiere bis zur Schlachtreife erreichen. Weil es aber für die Besatzdichte in der Putenhaltung keine konkreten Rechtsvorschriften gibt, wurde dieser Wert einerseits durch die Puten-Eckwerte definiert. Für die Putenhähne gilt demzufolge eine maximale Besatzdichte von 58 kg/m², für Putenhennen eine Besatzdichte von 52 kg/m², vorausgesetzt die Halter beteiligen sich verbindlich am Gesundheitskontrollprogramm der Puten-Eckwerte. Bei der Initiative Tierwohl gelten noch strengere Besatzdichten: Für Putenhähne 53 kg/ m2 und für Putenhennen 48 kg/ m2. Auch bei den Puten gilt: Die maximal zulässige Besatzdichte wird immer erst gegen Ende der Haltung erreicht. Zusätzlich zur regulierten Besatzdichte versorgen die Mitglieder der Initiative Tierwohl die Puten mit Beschäftigungsmaterialien, die die natürlichen Verhaltensweisen der Tiere unterstützen.

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