Das Jahr 2023 neigt sich seinem Ende zu. In der Rückschau bleibt für uns das Bild einer Widersprüchlichkeit zwischen politischem Handeln und der Realität haften, die bisweilen schwer auszuhalten ist. Deutsches Geflügelfleisch gehört zu den beliebtesten tierischen Lebensmitteln, die deutsche Geflügelwirtschaft ist mit rund 170.000 Arbeitsplätzen und 8,6 Mrd. Euro Bruttowertschöpfung ökonomisch auf dem richtigen Weg. Dabei investieren unsere Betriebe konsequent in mehr Tierwohl.
Dennoch wirft die Bundespolitik uns immer wieder Knüppel zwischen die Beine. Beispiele sind ihre realitätsfernen Planungen für gesetzliche Haltungsstandards in der Putenhaltung oder ihr Fokus auf Premium-Segmente, die von den Verbrauchern kaum nachgefragt werden und für die meisten Landwirte betriebswirtschaftlich nicht darstellbar sind. Die Bundesregierung regiert damit am Markt vorbei! Sie riskiert, dass bezahlbares Fleisch künftig noch öfter aus dem Ausland kommt, wo es oftmals keinerlei Tierwohl-Standards oder Qualitätskontrollen gibt.
Nicht erst, seit das Bundesverfassungsgericht der Haushaltspraxis der Regierungskoalition einen Riegel vorgeschoben hat, ist die Hoffnung, dass der Staat die Weiterentwicklung des Tierhaltungsstandorts Deutschland finanziert, gestorben. Schon immer galt: Diese Weiterentwicklung muss vom Markt getragen sein. Und das ist derzeit nicht absehbar. Von der Inflation belastet, hält die Mehrheit der Bevölkerung ihr Geld zusammen. Im Bereich Geflügel dominiert die tierwohlgerechte und dabei erschwingliche Haltungsformstufe 2 mit Abstand, während Produkte höherer Haltungsformstufen in den Regalen liegenbleiben. Wir brauchen 2024 einen unverstellten Blick auf Realitäten – und eine Agrarpolitik, die den Bedürfnissen der Bevölkerungsmehrheit gerecht wird.
Zuvor werfen wir mit dem letzten News Picker des Jahres einen Blick auf die wichtigsten Entwicklungen im Bereich Geflügelwirtschaft. Auf Fortschritte, die wir gern anerkennen. Aber auch auf Fehlentscheidungen und Themen, bei denen wir bisher vergeblich auf Informationen und Planungssicherheit warten.
Unser Dank gilt allen, die im Jahr 2023 unsere Stimme gehört haben – auch den Leserinnen und Lesern unseres News Pickers. Wir wollen auch in Zukunft Innovations- und Wachstumstreiber bleiben, und wir sind allen in Politik und Handel dankbar, die uns weiterhin als Partner beteiligen.
Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien eine friedvolle Weihnachtszeit und einen guten Start in ein gesundes und erfolgreiches Jahr 2024.
Ihr Friedrich-Otto Ripke
Im Fokus: Jahresrückblick 2023
Mit einer verbindlichen Haltungskennzeichnung sowie einer umfassenden Herkunftskennzeichnung hat sich die Regierungskoalition bei ihrem Antritt ambitionierte Ziele gesetzt, und im Jahr 2023 auf beiden Feldern Fortschritte erzielt. Sollen die Labels zu einem nachhaltigen Umbau der Nutztierhaltung beitragen, gibt es aber noch Einiges zu tun.
Eine „verbindliche Tierhaltungskennzeichnung“ sowie eine „umfassende Herkunftskennzeichnung“ für Fleisch sind im Koalitionsvertrag der Regierungsparteien verankert. Wo stehen wir hier zum Ende des Jahres 2023?
Tierhaltungskennzeichnung
Das Tierhaltungskennzeichnungsgesetz ist nach kontroversen Debatten in Politik und Wirtschaft im Juni 2023 im Bundestag beschlossen worden und im August in Kraft getreten. Es gilt aber zunächst nur für Schweinefleisch – und hier auch nur für einen Teilbereich. Zwar hat das Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) die Ausweitung angekündigt: Perspektivisch soll die Kennzeichnung „alle tierhaltenden Betriebe und Vertriebswege in Deutschland verbindlich einschließen“. Doch wegen europarechtlicher Vorgaben ist ungewiss, ob das Tierhaltungskennzeichnungsgesetz überhaupt auf den Bereich Geflügel übertragen werden kann.
Das heißt: Heimische Geflügelhalter haben keinerlei Planungssicherheit darüber, welche etwaigen neuen Haltungsanforderungen sie erwarten. „Investitionen in Stallum- oder Neubauten sind vor diesem Hintergrund für viele Betriebe ein unkalkulierbares Risiko und bleiben deshalb verständlicherweise aus“, sagt Wolfgang Schleicher, Geschäftsführer des Zentralverbandes der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG). Zumal die Nachfrage von Verbraucherinnen und Verbrauchern nach höheren Haltungsformstufen als der Stufe zwei – die bei Geflügelfleisch mit Abstand dominiert – äußerst gering ist (nähere Informationen sind hier zu finden). In anderen Worten: Es ist nicht absehbar, dass die Landwirte die horrenden Investitionen über den Markt wieder einspielen können.
Die deutsche Geflügelwirtschaft hatte zudem keinen Hehl daraus gemacht, dass sie die Ausgestaltung des Gesetzes für nicht gelungen und das Label auch schlicht für unnötig hält. Schließlich ist mit der privatwirtschaftlichen Initiative Tierwohl (ITW) und deren Haltungsformstufen im LEH ein von Verbrauchern geschätztes System etabliert.
Herkunftskennzeichnung
In der Hoffnung auf EU-weit verbindliche Standards hat Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) beim Thema Herkunftstransparenz monatelang vergeblich auf die versprochenen Entwürfe aus Brüssel gewartet – bis auch ihm der Kragen platzte. Im Mai 2023 teilte sein Ressort mit: „Leider hat die EU-Kommission entgegen ihrer Ankündigung noch immer keinen Vorschlag für eine EU-weite, umfassende Herkunftskennzeichnung vorgelegt. Deshalb werden wir nun eine Regelung für Deutschland erarbeiten.“ Dass nationale Schritte möglich sind, zeigt die Ausweitung der verpflichtenden Herkunftskennzeichnung für nicht vorverpackte Ware an Fleischtheken und in Metzgereien, die die deutsche Regierung bereits zuvor eigenständig initiiert hatte und die zum Februar 2024 in Kraft tritt.
Erfreulicherweise ist inzwischen auch klar, dass die Politik mit Blick bei der weiteren Ausweitung der Herkunftskennzeichnung den Geltungsbereich im Blick hat, in dem bislang die größte Transparenzlücke herrscht: den Außer-Haus-Verzehr. Das BMEL habe „mit Planungen für nationale Regelungen in der Außer-Haus-Verpflegung begonnen“, heißt es auf einer Fragen-und-Antworten-Seite des Bundeslandwirtschaftsministeriums (Stand: 30.11.2023). Details zur geplanten Ausgestaltung sind zu Mitte Dezember 2023 nicht öffentlich bekannt.
Unterdessen hat die Branchenvereinigung „Zentrale Koordination Handel-Landwirtschaft“ (ZKHL), in der wichtige Akteure der Agrar- und Ernährungswirtschaft organisiert sind, selbst ein privatwirtschaftliches Herkunftslabel für noch mehr Transparenz im Lebensmitteleinzelhandel entwickelt: Das neue Label, das ab 2024 im Handel erscheinen wird, dürfen Produkte wie Fleisch, Eier, Milch, Obst und Gemüse tragen, deren Produktion komplett in Deutschland erfolgt ist. Es geht über gesetzliche Vorschriften deutlich hinaus und kann künftig auch auf verarbeitete Lebensmittel und in der Gastronomie ausgeweitet werden.
„Die deutsche Land- und Ernährungswirtschaft und der Handel warten nicht darauf, bis die Bundesregierung es endlich schafft, den klaren Wunsch der Verbraucherinnen und Verbraucher nach einer Kennzeichnung deutscher Herkunft zu erfüllen“, kommentierte Friedrich-Otto Ripke, Präsident des ZDG und Vorstandsmitglied in der ZKHL (nähere Informationen gibt es hier).
Die Pläne des Bundesagrarministeriums zu gesetzlichen Haltungsvorgaben in der Putenmast haben im zu Ende gehenden Jahr für große Unruhe in der Branche gesorgt. Inzwischen gibt es ermutigende Signale, wonach einheitliche Standards und faire Wettbewerbsbedingungen für Putenbetriebe Realität werden könnten. Die Blicke richten sich nun nach Brüssel.
Vor rund einem Jahr versetzte das Bundeslandwirtschaftsministerium heimische Putenbetriebe mit seinem „Eckpunktepapier“ in Alarmstimmung. Seitdem kämpft die Branche engagiert dafür, dass die Weiterentwicklung der Putenhaltung ideologiefrei, auf Faktenbasis und im Austausch mit Praktikern vorangebracht wird.
Die Entwicklungen und Ereignisse im Überblick.
Dezember 2022: Vorlage von Eckpunkten für die Mindestanforderungen an die Putenhaltung
Obwohl heimische Betriebe mit den „Bundeseinheitlichen Eckwerten“ sowie den Anforderungen der Initiative Tierwohl (ITW) freiwillig zu Spitzen-Tierwohl-Standards produzieren, legt das Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) ein Papier vor, das umfangreiche weitere Verschärfungen enthält. Insbesondere sollen die sogenannten Besatzdichten nochmals drastisch auf 35 beziehungsweise 40 Kilogramm Lebendgewicht pro Quadratmeter verfügbarer Fläche reduziert werden. Das entbehre jeder fachlichen und praxisbezogenen Grundlage und würde das Aus der deutschen Putenhaltung bedeuten, kritisiert Bettina Gräfin von Spee, Vorsitzende des Verbandes Deutscher Putenerzeuger (VDP).
Zum Vergleich: In Italien und Spanien gibt es nicht einmal spezifische Regelungen. Bereits seit 2012 nehmen die Putenfleischeinfuhren deutlich zu, Deutschlands schärfste Wettbewerber sind Polen, Italien und Spanien.
März 2023: Folgenabschätzung der Landwirtschaftskammer Niedersachsen
Eine Berechnung der Landwirtschaftskammer Niedersachsen im Auftrag des VDP macht klar: Die Folgen der geplanten gesetzlichen Haltungsanforderungen für die Putenmast werden deutsche Verbraucher schmerzhaft zu spüren bekommen. Der Preis für die beliebte Putenbrust würde bei Umsetzung der Pläne des BMEL um bis zu 2,40 Euro pro Kilo steigen (nähere Informationen sind hier zu finden).
Einem durchschnittlich großen Betrieb drohen demnach infolge der direkten und indirekten Mehrkosten durch die BMEL-Pläne rund 61.000 Euro Verlust pro Mastdurchgang bei Hähnen und rund 35.000 Euro Verlust bei Hennen. „Ein solches Verlustgeschäft hält kein Betrieb lange durch – und von Investitionen in noch mehr Tierwohl kann dann erst recht keine Rede mehr sein“, sagt VDP-Vorsitzende von Spee. „Stattdessen landet auf deutschen Tellern noch mehr Putenfleisch ausländischer Billigimporteure, die häufig unter schlechteren Haltungsbedingungen produzieren.“ Die Kalkulation der Landwirtschaftskammer wird von namhaften Medien prominent aufgegriffen, u.a. die „WELT“ und die „BILD“-Zeitung berichten.
Dass die Regierung Politik gegen den Willen der Verbraucher betreibt, zeigt auch eine repräsentative Civey-Umfrage im Auftrag des VDP: Darin sprechen sich acht von zehn Befragten dafür aus, dass die Bundesregierung sich in der Putenmast für gleiche Tierwohl-Standards innerhalb der EU einsetzt. Fast ebenso viele Befragte (76 Prozent) erwarten von der Politik, dass sie heimische Bevölkerung vor Fleischimporten unklarer Haltungsstandards schützt.
Ende März: Frühjahrs-Agrarministerkonferenz in Büsum
Die Agrarministerinnen und -minister der Bundesländer treffen sich im Nordseeheilbad Büsum mit Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir zur „Frühjahrs-Agrarministerkonferenz“. Unter anderem auf der Tagesordnung: die Planung der Bundesregierung für eine Aufnahme von Puten-Haltungsstandards in die Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung.
Der VDP ist vor Ort präsent und sendet mit den Worten seiner Vorsitzenden, Bettina Gräfin von Spee, eine klare Botschaft an die Entscheidungsträger in der Politik: „Wir setzen auf die agrarpolitische Vernunft aus den Bundesländern! Und auf den Realitätssinn und die Bodenhaftung, die das Bundeslandwirtschaftsministerium bei seiner Puten-Planung vermissen lässt.“
April 2023: Anzeigen im politischen Berlin
Mit einer prägnanten Anzeigenkampagne weist der Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG) darauf hin, dass die Bundesregierung mit ihren Plänen für Putenhaltungsstandards minderwertigen Importen Vorschub leistet – und nicht zuletzt gegen die Bedürfnisse und Wünsche der Bevölkerung handelt (nähere Informationen gibt es hier). Die klare Botschaft: Statt eines nationalen Alleingangs braucht es dringend EU-weite Standards. VDP-Vorsitzende von Spee: „Die Tierwohl-Verantwortung deutscher Politik endet nicht an unseren Landesgrenzen!“
Mai 2023: Putenhalter-Demo in Kirchberg
Am 4. Mai findet in Kirchberg an der Jagst die Nachhaltigkeitskonferenz des Bundeslandwirtschaftsministeriums statt. Auch das Thema Tierhaltung wird dort diskutiert. Der Landesverband Baden-Württemberg hat gemeinsam mit der Putenwirtschaft eine Demonstration vor Ort organisiert – zahlreiche heimische Putenhalter folgen dem Aufruf zur Teilnahme. Die Botschaft: Nachhaltig erzeugtes Putenfleisch bedeutet Putenfleisch aus Deutschland – deshalb muss die Bundesregierung ihre „Eckpunkte“ zur Mastputenhaltung zurücknehmen!
September 2023: Agrarministerkonferenz in Kiel
Abermals ist die heimische Geflügelwirtschaft auf einer Agrarministerkonferenz vor Ort (Eindrücke der VDP-Vorsitzenden Bettina Gräfin von Spee können Sie hier nachlesen). Die deutsche Geflügelwirtschaft mahnt, die „teils widersprüchliche“ Agrarpolitik drohe das Höfesterben zu beschleunigen.
Immerhin: Der Bundeslandwirtschaftsminister wie auch Länderministerinnen und -minister zeigen sich gegenüber den demonstrierenden Landwirten dialogbereit. Cem Özdemir kündigt sogar an, einen Putenbetrieb besichtigen zu wollen.
Oktober 2023: EU beauftragt EFSA-Stellungnahme zur Putenhaltung
Die EU-Kommission hat der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) ein Mandat zur Erarbeitung einer wissenschaftlichen Stellungnahme zur Putenhaltung erteilt. Dies wäre der erste Schritt hin zu rechtsverbindlichen Putenhaltungsstandards auf EU-Ebene. „Nun gibt es erst recht keinen plausiblen Grund mehr, diesen Entwicklungen mit einer nationalen Putenhaltungsverordnung vorzugreifen“, sagt die Vorsitzende des Verbandes Deutscher Putenerzeuger e.V. (VDP), Bettina Gräfin von Spee (nähere Informationen gibt es hier).
ZDG-Geschäftsführer Wolfgang Schleicher hat an einer Delegationsreise der Parlamentarischen Staatssekretärin Dr. Ophelia Nick nach China teilgenommen. Dabei gewann er spannende Einblicke in einen hochgradig interessanten Markt – und nutzte die Gelegenheit, um die Wirtschaftsbeziehungen für die deutsche Geflügelwirtschaft neu zu beleben.
China mit seinen rund 1,3 Mrd. Menschen ist ein interessanter Markt für deutsche Geflügelprodukte. Insbesondere Teilstücke, die in Deutschland keinen Absatz finden, treffen in China auf eine große Nachfrage. Daher besteht seitens der deutschen Geflügelwirtschaft ein vitales Interesse, die Handelsbeziehungen zu China wiederzubeleben und die lang ersehnte Marktöffnung für Geflügelerzeugnisse voranzubringen. Hierzu ist es insbesondere nötig, die bestehenden offenen Fragestellungen im veterinärmedizinischen Bereich bilateral zu klären.
Bei der Delegationsreise der Parlamentarischen Staatssekretärin (PSts’in) beim Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, Frau Dr. Ophelia Nick MdB, bei der ZDG-Geschäftsführer Wolfgang Schleicher für die deutsche Geflügelwirtschaft teilnehmen durfte, konnte der Austausch innerhalb der Delegation und mit den chinesischen Vertreterinnen und Vertretern intensiv geführt werden.
Die wichtigsten Fragen und Antworten zum chinesischen Markt und den deutsch-chinesischen geflügelbezogenen Wirtschaftsbeziehungen im Überblick.
Wie ist die Situation?
Der Marktzugang in China ist für landwirtschaftliche Erzeugnisse aus dem Ausland mit hohen Anforderungen verbunden. Nur mit entsprechenden Abkommen und Veterinärzertifikaten können u.a. Geflügelerzeugnisse nach China exportiert werden. Seuchenzüge wie beispielsweise die Aviäre Influenza erschweren den Zugang ausländischer Ware zum chinesischen Markt oder machen ihn temporär gänzlich unmöglich.
Was möchte China?
China benötigt Produkte in großen Mengen zur Versorgung seiner Bevölkerung. Preislich im Vorteil gegenüber deutsche Produkte sind Brasilien und Spanien. Demgegenüber liegen bei der Lebensmittelsicherheit sowie der Qualität die Vorteile von Erzeugnissen aus Deutschland. Deutlich wurde, dass zunehmend auch in der chinesischen Bevölkerung Qualität den Preis schlägt.
Welche Risiken gibt es für Unternehmen?
Die deutsche Geflügelwirtschaft ist interessiert daran, dass bestehende Handelshemmnisse abgebaut und die wirtschaftliche Zusammenarbeit im Agrar- und Ernährungssektor intensiviert werden. Herausfordernd für deutsche Unternehmen wird bei einer Marktöffnung sein, dass Investitionen in China langfristig einzuordnen sind. Ferner wird ausgehend vom demografischen Wandel die Bevölkerung in China sinken, wodurch die Nachfrage in der Zukunft eher rückläufig sein wird, obgleich das Marktpotenzial als herausfordernd einzustufen ist.
Was sind die nächsten Schritte?
Die Delegationsreise ist als Ausgangspunkt für die Wiederaufnahme von politischen und wirtschaftsgetragenen Gesprächen zu verstehen. Von beiden Seiten wurde klar signalisiert, dass Interesse daran besteht, die Beratungen wieder aufnehmen zu wollen. Sofern der politische Wille zur verstärkten Zusammenarbeit perspektivisch auch von höchster politischer Ebene aus Deutschland klar zum Ausdruck gebracht wird, hat Frau PSts’in Dr. Nick den Grundstein gelegt, für eine neue Stufe deutsch-chinesischer Beziehungen in der Land- und Ernährungswirtschaft. Dennoch gilt es realistisch zu sein: Eine Marktöffnung für Fleisch- und Fleischnebenprodukte sowie speziell für Geflügel ist erst mittelfristig realisierbar.
Jeder und alles hat „Umweltauswirkungen“. Diesen universalen Begriff haben Forschende in einer Studie näher unter die Lupe genommen. Ihr Ziel: aufzuzeigen, welche Facetten von Umweltauswirkungen die Lebensmittelproduktion konkret hat, und wie (un-)gleich sie sich über den Globus verteilen. Die bemerkenswerten Ergebnisse im Überblick.
Debatten rund um das Thema Ernährung und Landwirtschaft werden in Politik und Gesellschaft teils emotional geführt. Weitgehend unstrittig ist jedoch, dass die Produktion von Lebensmitteln enorme Auswirkungen auf die Umwelt hat. Allerdings sind diese Umweltbelastungen äußerst ungleich verteilt: sowohl geografisch als auch im Hinblick auf die konkreten „Verursacher“- also einzelne Lebensmittel- und Produktionsarten – und die Art der produzierten Schäden (z.B. Treibhausgasemissionen versus Wasserverschmutzung). Forscher der Universität von Leeds haben dies in ihrer Studie „The environmental footprint of global food production“ (2022) näher untersucht.
Die interessantesten Erkenntnisse (ausführliche Informationen zur Methodik sind hier zu finden):
Das Fazit der Forscher
„So wie Lebensmittel und ihre Umweltbelastungen in die ganze Welt exportiert werden, müssen auch politische Entscheidungsträger, Gemeinden, Unternehmen und Forscher durch Koordination und gemeinsames Lernen rund um den Globus Nachhaltigkeit anstreben“, schreiben die Autoren.
Wenn man wisse, wo und wie die Lebensmittelproduktion Umweltbelastungen verursacht, könne man in Verbindung mit lokalem Wissen herausfinden und aufzeigen, wo (und warum) einige Produzenten ökologisch effizienter sind als andere, wo die Produktion in weniger empfindlichen Regionen konzentriert werden sollte und wie Eindämmungsmaßnahmen aussehen sollten. Die Ergebnisse der Studie seien in diesem Kontext hilfreich für eine räumlich explizite, umfassende, systemweite Perspektive – und genau diese brauche es, um ökologisch effiziente Wege zu Ernährungssicherheit bei gleichzeitiger ökologischer Nachhaltigkeit zu finden.
Weihnachtszeit heißt: Zeit für kulinarische Köstlichkeiten mit heimischem Tierwohl-Geflügel. Kochen Sie selbst und brauchen Sie noch Rezepte-Inspiration für die Feiertage? Hier kommt ein Hähnchen-Rezept mit weihnachtlichem Touch.
Statt Hähnchen soll es diesmal ein schöner Putenbraten sein? Auch eine exzellente Wahl! Mit Süßkartoffeln, Spinat und Thymianjus wird ein Gedicht daraus – und einfach zuzubereiten ist das Gericht auch. Guten Appetit!
Der Gegencheck
Behauptung: „Wer auf Fleisch verzichtet, tut seiner Gesundheit etwas Gutes. “
Vegetarismus und Veganismus liegen angeblich im Trend – doch die kritischen Stimmen mehren sich. Jüngst haben Jugendmediziner sogar vor einer veganen Ernährung von Säuglingen und Kleinkindern gewarnt: Für ein gutes Körperwachstum und eine gesunde Entwicklung aller Organe empfehlen sie eine Mischkost, mit einem mäßigen Verzehr von Fleisch und tierischen Produkten wie Milch und Käse.
Auch Prof. Dr. Stephan Martin, Chefarzt am Westdeutschen Diabetes- und Gesundheitszentrum in Düsseldorf, räumt mit dem Vorurteil auf, Fleischverzicht sei gut für die Gesundheit. „Aus gesundheitlicher Sicht gibt es keinen Grund, kein Fleisch zu essen“, sagte er im Gespräch mit top agrar (Paywall). Es sei in der Geschichte der Menschheit immer ein fester Bestandteil der Nahrung gewesen.
Martin kritisiert ein großes Manko der Bewertung von Fleisch auf wissenschaftlich-ernährungsphysiologischer Ebene: Es gebe dafür „keine belastbaren Daten“. Entsprechend vorsichtig müsse man mit Empfehlungen sein. Die meisten Ernährungsstudien basierten auf der Befragung von freiwilligen Teilnehmern, die dann über viele Jahre nachbeobachtet würden. Im Anschluss werde geprüft, ob in Abhängigkeit von den Vorlieben für bestimmte Lebensmittel einzelne Erkrankungen häufiger aufgetreten seien. Dabei wird aus Sicht von Prof. Martin vernachlässigt, dass sich Personen mit einem hohen Konsum, beispielsweise von Schweinefleisch, „oft auch in anderen Lebensstilfragen unterscheiden“. In anderen Worten: Beobachtete gesundheitliche Verbesserungen bei Menschen, die weniger Fleisch konsumieren, sind nicht eindeutig auf diesen Verzicht zurückzuführen, sie können auch andere Gründe haben.
Auch die „Verteufelung von tierischen Fetten, die vermehrt gesättigte Fette enthalten“ kritisiert Martin. Neuere wissenschaftliche Erkenntnisse hätten ergeben, dass es vielmehr darauf ankommt, wie stark das Lebensmittel verarbeitet sei. Dabei gilt: Je höher, desto tendenziell ungünstiger für die Gesundheit. Fleisch habe – mit Ausnahme von Wurst – einen niedrigen Verarbeitungsgrad.
Weil das Thema Fleischverzehr sich damit auf eine ethische Frage reduziert, lautet die Empfehlung des Düsseldorfer Experten Martin: „Weniger und besser.“ Dem können wir als deutsche Geflügelwirtschaft nur beipflichten: Lieber verantwortungsvoll und tierwohlgerecht produziertes, heimisches Geflügelfleisch bewusst und in moderaten Mengen genießen, anstatt Unmengen intransparent erzeugter Import-Billigprodukte zu konsumieren. Ersteres hilft der Gesundheit, dem Tierwohl – und nicht zuletzt tausenden landwirtschaftlichen Betrieben in unseren Regionen, die auch über die Festtage ihren Beitrag zu unser aller Versorgung mit einem hochwertigen Lebensmittel leisten. Danke dafür!
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