Das Jahr 2021 neigt sich seinem Ende zu. Vielleicht sind auch Sie (gedanklich oder tatsächlich) schon im wohlverdienten Weihnachtsurlaub. Seien wir ehrlich: Wir alle können eine Verschnaufpause gebrauchen. Die Corona-Pandemie verlangt uns als Gesellschaft nach wie vor viel ab. Trotz der Unwägbarkeiten und Herausforderungen, die sie auch für die deutsche Landwirtschaft gebracht hat, haben wir uns im Jahr 2021 nach Kräften für einen starken heimischen Geflügelstandort eingesetzt – und hier erfolgreich neue Wege des Dialogs beschritten.
Offen gesagt, hätten wir im Rückblick gerne noch mehr Fortschritte für unsere Halter und Erzeuger erzielt, etwa beim Zielkonflikt zwischen Tierwohl und Klimaschutz. Für die dafür nötigen gesetzlichen Rahmenbedingungen fehlte es aus unserer Sicht im Bundestagswahljahr aber bisweilen am Gestaltungswillen der Politik.
Umso dringender muss die neue Ampel-Koalition im Jahr 2022 entscheidende Weichen stellen, um echte Zukunftsperspektiven für die deutschen Landwirte zu schaffen, damit diese wirtschaftlich überleben können. Nur so wird es gelingen, die Ernährung der Bevölkerung mit hochwertigem Geflügelfleisch aus Deutschland zu sichern. Wir setzen hier nicht zuletzt auf den neuen Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir und sind bereit, im neuen Jahr gemeinsam mit der Politik mehr Fortschritt zu wagen.
Zuvor wünsche ich Ihnen und uns allen aber die notwendige Verschnaufpause, ein besinnliches Weihnachtsfest – und vor allen Dingen ein gesundes Jahr 2022.
Ihr Friedrich-Otto Ripke
Im Fokus: Rückschau und Ausblick
Noch mehr Transparenz, noch mehr Dialog über die Zukunft der heimischen Geflügelfleischerzeugung: Mit dieser Überzeugung hat die Branche im zu Ende gehenden Jahr viel Neues gewagt – und eine Menge erreicht.
Die gesellschaftliche Debatte über Tierwohl, Klimaschutz und Nachhaltigkeit hat im Jahr 2021 spürbar an Intensität gewonnen. Die Zukunft der Nutztierhaltung und Ernährungsfragen sind längst keine Nischenthemen mehr, sondern interessieren eine breite Öffentlichkeit. „Vor diesem Hintergrund sind wir als deutsche Geflügelfleischwirtschaft gefragt, unsere Erzeugnisse und Prozesse stetig zu verbessern – aber vor allem auch, sie verständlich und anschaulich zu erklären“, sagt Friedrich-Otto Ripke, Präsident des Zentralverbandes der Deutschen Geflügelwirtschaft e.V. (ZDG). Denn die Kritik, mit der die Branche bisweilen konfrontiert wird, geht häufig schlicht auf jahrzehntealte Vorurteile und mangelndes Wissen zurück (ein Beispiel dafür finden Sie hier).
Die Geflügelfleischwirtschaft setzt dem faktenbasierte Argumente und Debattenbeiträge entgegen. Beispielhaft können die im Jahr 2021 umfassend modernisierte Webpräsenz oder die verstärkten Social-Media-Aktivitäten unter dem Claim „Geflügelzukunft – Made in Germany“ genannt werden. Darüber hinaus hat die Branche viele neue Dialogformate angestoßen – mit großem Erfolg: „Wir haben viele neue Gesprächspartner und neue Perspektiven gewonnen“, sagt ZDG-Präsident Ripke. Das helfe allen Beteiligten, einander besser zu verstehen und zu erkennen, was den Menschen bei ihrer Ernährung wichtig ist. „So können wir die wichtigen Zukunftsthemen wie Tierwohl und Klimaschutz mit dem richtigen Maß anpacken.“
Hier sind die Highlights des Jahres 2021 im Überblick.
Geflügelreferendum
Zum Auftakt unserer Kommunikationsinitiative „Geflügelzukunft – Made in Germany“ veröffentlichten wir als deutsche Geflügelfleischwirtschaft im März 2021 die Ergebnisse des „Geflügelreferendums“: einer in Umfang und thematischem Facettenreichtum wohl einmaligen Befragung von über 10.000 Menschen darüber, wie sie sich ernähren, wie sie einkaufen und wie Deutschland seine Geflügelwirtschaft künftig gestalten sollte.
Den ausführlichen Report zum Geflügelreferendum gibt es hier zum Download.
Zukunftsforen
Mit der hybriden Event-Reihe „Zukunftsforen“ trat die Branche ab Mai in den Dialog mit Politikern, Experten, Wissenschaftlern und der interessierten Öffentlichkeit. Panel-Teilnehmer und (Online-) Gäste diskutierten offen und konstruktiv über die Themen Tierwohl, Umwelt und Nachhaltigkeit, Gesundheit und Ernährung sowie regionale Herkunft.
Hier geht es zu den redaktionellen Zusammenfassungen und Mitschnitten der einzelnen Folgen:
Podcast-Reihe
Seit Juli setzt die Podcast-Reihe „Rausgepickt – Der Geflügeltalk“ unsere Dialogoffensive fort: Politiker, NGO-Vertreter, Wissenschaftler sowie Vertreter der deutschen Geflügelfleischwirtschaft informieren, diskutieren und streiten über aktuelle Themen rund um Ernährung und Landwirtschaft. Unter anderem ging es bereits um Tierwohl, ethischen Fleischkonsum, Ernährungssicherheit und die Grenzen des Bio-Booms.
Durch die Gespräche führt jeweils die Journalistin Daniela Ulbing.
Eine Übersicht über die bisherigen Folgen mitsamt Links zum Anhören finden Sie hier.
Messe-Auftritte: HOGA und ISSGUT
Auf der HOGA in Nürnberg, der großen Fachmesse für Gastronomie, Hotellerie und Gemeinschaftsverpflegung, warb die Geflügelwirtschaft im Oktober breit für eine Haltungs- und Herkunftskennzeichnung in der Gastronomie – mit einem eigenen Messestand und auf einer Paneldiskussion mit wichtigen Vertretern der Branche.
Anfang November folgte der zweite Messe-Auftritt– diesmal auf der ISS GUT, der Fachmesse für den gesamten Außer-Haus-Markt in Leipzig. Auch hier fand die Kennzeichnungsoffensive in der Gastronomie breite Unterstützung. Der Messestand wurde abermals zum viel besuchten Anlaufpunkt und Ort für anregende Diskussionen mit Vertretern aus Gastronomie und Großhandel.
Die Ampel-Koalition hat ambitionierte Ziele für den Umbau der Nutztierhaltung. Wie sie realisiert werden sollen, ist an vielen Stellen noch unklar. Dabei liegen konkrete Fahrpläne und auch Beschlüsse für noch mehr Tierwohl und Nachhaltigkeit längst auf dem Tisch. Die Politik muss 2022 endlich in die Umsetzung kommen.
Klartext zum Start: Insbesondere in der Tierwohldebatte dürfe die neue Regierung „nicht bei Null anfangen“, mahnte der Präsident des Zentralverbandes der deutschen Geflügelwirtschaft e.V. (ZDG) wenige Stunden, nachdem SPD, Bündnis 90 / Die Grünen und FDP ihren Koalitionsvertrag vorgestellt hatten. Es gelte „umgehend, die Beschlüsse des alten Bundestags und der Agrarministerkonferenz zu den Empfehlungen der Borchert-Kommission umzusetzen“.
Der Hinweis ist vonnöten, weil der Koalitionsvertrag stellenweise wenig von dem aufnimmt, was Experten empfehlen und teilweise bereits politisch beschlossen ist. Ob die heimischen Landwirte die Planungs- und Investitionssicherheit bekommen, die sie für weitere Tierwohl-Fortschritte brauchen, bleibt unsicher. „Wie die Ampel-Koalition die gesetzlichen Rahmenbedingungen für die Transformation der Branche setzt, entscheidet darüber, ob die heimische Nutztierhaltung eine Zukunft hat – oder ob der Standort Deutschland existenziell gefährdet wird“, sagt Ripke. „2022 wird damit zum Entscheidungsjahr für unsere Branche.“
Die folgenden Themen gehören für das neue Jahr im Bereich Agrarpolitik ganz oben auf die Agenda der Bundesregierung.
Tierhaltungs- und Herkunftskennzeichnung: Bitte für alle Fleischarten und Vermarktungswege!
Die Regierungsparteien haben eine „verbindliche Tierhaltungskennzeichnung“ sowie eine „umfassende Herkunftskennzeichnung“ angekündigt. Das ist richtig und wichtig. Die Fleischwirtschaft ist hier schon vor Jahren freiwillig vorangegangen – insbesondere mit der Initiative Tierwohl. In anderen Worten: Tierwohl-Geflügelfleisch für den deutschen Markt ist unmittelbar mit einer heimischen Erzeugung verknüpft. Die neue Regierung ist gefordert, private und staatliche Initiativen zügig und sinnvoll zusammenzuführen.
Das Tierwohl in die Breite zu tragen, ist auch aus Sicht der Geflügelwirtschaft eines der wichtigsten politischen Projekte für das kommende Jahr. Dazu zählt, dass im Einzelhandel künftig nicht nur unbehandelte, sondern auch verarbeitete Fleischprodukte gekennzeichnet werden sollten. Und: Zu einer „umfassenden“ Kennzeichnung gehört unbedingt auch die Gastronomie! Denn hier werden rund 60 Prozent des produzierten Geflügelfleischs verbraucht. Dennoch fehlen bislang auf den meisten Speisekarten Informationen zur Herkunft der Tiere. Das kritisiert auch die überwältigende Mehrheit der deutschen Bevölkerung in einer repräsentativen Umfrage.
Finanzierung des Umbaus der Nutztierhaltung: Ohne staatliche Unterstützung geht es nicht!
Die Koalitionsparteien wollen nach eigener Aussage „Landwirte dabei unterstützen, die Nutztierhaltung in Deutschland artgerecht umzubauen“. Tatsächlich gehört die Geflügelfleischerzeugung in Deutschland bereits zur Weltspitze, was Tierwohl- und Qualitätsstandards angeht. Dass weitere Fortschritte Milliardeninvestitionen erfordern, ist unstrittig. Aber wer soll sie finanzieren? Der Koalitionsvertrag sieht hier allgemein „Marktteilnehmer“ in der Pflicht, der genaue Mechanismus bleibt unklar. „Der Markt alleine wird es nicht richten“, sagt ZDG-Präsident Ripke aus langjähriger Erfahrung. Planungs- und damit Investitionssicherheit für die Betriebe könne nur eine staatliche Tierwohl-Prämie bringen, wie sie auch die Borchert-Kommission als mögliches Finanzierungsinstrument vorgeschlagen hat.
Haltungs- und Erzeugungsstandards: EU-weite Regeln gegen Wettbewerbsverzerrungen!
Für „EU-weit einheitliche Standards“, wie der Koalitionsvertrag sie auch für die Tierhaltung vorsieht, ist es aus Sicht der Geflügelfleischwirtschaft höchste Zeit. Denn auf dem heimischen Markt steigt der Anteil von Billigfleisch aus Ländern, in denen die Tierwohl- und Qualitätsstandards viel niedriger sind als hierzulande. Speziell die deutschen Putenhalter bringt diese Wettbewerbsverzerrung zunehmend in Existenznöte: Die Branche hatte sich im Jahr 2013 freiwillig Haltungsstandards auferlegt, steht damit bis heute aber weitgehend allein da – mit der Folge, dass immer mehr Putenställe leerstehen, beklagt Bettina Gräfin von Spee, Vorsitzende des Bundesverbandes Deutscher Putenerzeuger e.V. (VDP).
Auch ZDG-Präsident Ripke sieht die neue deutsche Agrarpolitik in der Pflicht, nicht etwa zusätzliche nationale Schranken und Auflagen hochzuziehen, sondern die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Geflügelwirtschaft innerhalb der EU zu stärken – und damit ein weiteres Höfesterben in Deutschland zu verhindern. Ripke: „Die Eigenversorgung mit hochwertigen Lebensmitteln ist nicht nur in Corona-Zeiten, sondern allgemein ein hohes Gut und Gesetzesauftrag jeder Bundesregierung!“
Zielkonflikt zwischen Tierwohl und Klimaschutz: Prioritäten setzen!
In der politischen Diskussion wird häufig der Zielkonflikt zwischen Tierwohl und Klimaschutz übersehen, dem die Tierhalter ausgesetzt sind: Wenn die Tiere länger leben und mehr Platz bekommen, werden auch mehr Futter und mehr Flächen benötigt, und das wiederum treibt die CO2-Emissionen nach oben. Deshalb brauche es seitens der Politik dringend eine „pragmatische Priorisierung der Aufgaben“, sagt ZDG-Präsident Ripke – und verweist darauf, dass auch der Bevölkerung im Zweifel Tierwohlaspekte deutlich vor Klimaschutzanliegen rangieren.
Praktisch heißt das, dass die Politik insbesondere beim aktuellen Bau- und Emissionsschutzrecht nachbessern muss. Denn das gibt bislang de facto dem Klima- und Umweltschutz Vorrang. Die Folge: Die erforderlichen tiergerechten Stallumbauten kommen nicht voran, weil Tierhalter riskieren, keine Baugenehmigungen zu bekommen und den Bestandsschutz für ihre komplette Betriebsstätte zu verlieren.
Immer mehr Menschen greifen zu pflanzlichen Fleischersatzprodukten als Alternative zu Hähnchenbrust & Co.. Zugleich tüfteln Food-Startups weltweit am nächsten großen Ding: in der Petrischale erzeugtem Kulturfleisch. Food-Trendforscherin Hanni Rützler, Innocent Meat-Gründerin Laura Gertenbach und Geflügelexperte Dr. Ingo Stryck diskutieren in unserem Podcast „Rausgepickt“ über die Zukunft auf unserem Teller.
Feiern Sie in diesem Jahr Weihnachten zu Hause im Kreis Ihrer Familie und brauchen noch Inspiration für das Festtagsmenü? Wir hätten da einen Vorschlag für ein köstliches Hähnchengericht: Coq au Riesling ist einfach zuzubereiten – und macht auf der weihnachtlich geschmückten Tafel garantiert Eindruck.
Der Gegencheck
These: „Deutschland favorisiert an Weihnachten Kartoffelsalat mit Würstchen!“
Kartoffeln und Würstchen werden häufig mit der deutschen Küche assoziiert – dass sie hierzulande an Weihnachten auch die Hitliste der Festessen anführen, ist aber ein Mythos, wie die untenstehende Grafik zeigt.
Als Branche haben wir es ja geahnt: Der „wahre“ kulinarische Klassiker an Weihnachten ist Geflügel! Fast jeder Zweite hat sich im vergangenen Jahr dafür entschieden. Wenn Sie sich in diesem Jahr (wieder) anschließen wollen, scrollen Sie gern etwas höher zu unserem Coq-au-Riesling-Rezept (Hähnchen ist auch sehr lecker!) oder klicken Sie sich durch unsere Geflügelgenuss-Seite.
Übrigens: Wenn Sie beim Einkauf darauf achten, dass Ihr Geflügelfleisch aus Deutschland kommt, können Sie sicher sein, dass es nicht nur köstlich ist, sondern unter höchsten Qualitätsstandards erzeugt wurde. Guten Appetit und frohe Weihnachten!
ZDG Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft e.V.
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Vertreten durch:
Dr. Thomas Janning